Truppen in Mali marschieren auf Timbuktu zu
Bamako/Paris (dpa) - Die malisch-französische Militäroffensive verzeichnet weitere Erfolge im Norden des Wüstenstaates: Die Truppen standen am Freitag offenbar kurz vor dem Einmarsch in die historische Stadt Timbuktu.
Ein Augenzeuge sagte, ein Konvoi aus Hunderten Fahrzeugen bewege sich vom nahe liegenden Ort Lere aus auf die Weltkulturerbe-Stadt zu. „Unsere Truppen haben versprochen, dass sie heute Abend in Timbuktu schlafen gehen werden“, sagte ein Soldat, der jedoch keine weiteren Informationen geben wollte.
Kampfjets hatten bereits vor wenigen Tagen Stellungen der Islamisten in dem Gebiet angegriffen. Die Luftschläge galten Stützpunkten der AQMI-Milizen (Al-Kaida im Islamischen Maghreb). Extremisten hatten nach ihrer Eroberung des Nordens im März 2012 eine strenge Auslegung der Scharia in der Region eingeführt und bereits mehrere von der Unesco geschützte Heiligtümer in Timbuktu zerstört. Die legendäre Wüstenstadt beherbergt in 60 Bibliotheken auch die größte Handschriftensammlung Westafrikas.
Bereits am Donnerstag hatten malische und französische Soldaten nach Angaben von Militärsprecher Diarran Kone die Stadt Hombori zurückerobert, die zuvor in den Händen von Islamisten war. Der Ort liegt 160 Kilometer südlich der strategischen Stadt Gao. „Wir sind in Hombori und wir werden weiter voranmarschieren“, sagte der malische Oberst am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Aber wir werden keinen Sieg erklären, bevor wir nicht alle Menschen in Mali befreit haben.“
Mittlerweile sind von französischer Seite 3700 Soldaten an der Operation Serval beteiligt, 2500 davon im Land selbst. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian nannte sie am Freitag einen „Brückenkopf der Nation“, der nicht nur für die Sicherheit Malis sondern auch für die Sicherheit Frankreichs kämpfe. „Die Mission ist schwierig“, gestand Le Drian bei einem Besuch auf dem südfranzösischen Militärstützpunkt Miramas ein.
Die Unterstützungstruppe aus anderen afrikanischen Staaten ist laut Verteidigungsministerium in Paris mittlerweile 1750 Mann stark. Die meisten Soldaten haben mit je 550 die Länder Tschad und Niger bereitgestellt. Deutlich weniger kommen aus Togo (200), Nigeria (150), Burkina-Faso (150), Benin (85) und dem Senegal (50). Am kommenden Dienstag soll in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eine Geberkonferenz stattfinden, um den Einsatz der Mission Afisma (African-led International Support Mission in Mali) zu finanzieren.
Nach Vorwürfen schwerer Menschenrechtsverletzungen durch malische Soldaten versprach Verteidigungsminister Yamoussa Camara, die Täter zu bestrafen. „Wir werden es nicht einer Minderheit der Soldaten erlauben, das Image der gesamten Armee zu beschmutzen“, erklärte er im staatlichen Radio. Menschenrechtsorganisationen hatten Soldaten beschuldigt, in Sévaré, Mopti, Niono und anderen Orten zahlreiche Verdächtige umgebracht und Frauen vergewaltigt zu haben.
Nach jüngsten Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) sind seit dem Beginn des Konflikts in Nord-Mali im März 2012 rund 150 000 Menschen in die Nachbarländer Mauretanien, Niger und Burkina Faso geflüchtet. Etwa 230 000 sind Vertriebene im eigenen Land. Allein in der Hauptstadt Bamako im Süden des Landes suchten 50 000 Menschen Zuflucht. Sie leben größtenteils unter ärmlichsten Bedingungen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, Schulbildung oder ärztlicher Betreuung.
Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen äußerte sich besorgt über die Lage der Flüchtlinge im Land. Die Mitarbeiter seien weiter auf beiden Seiten der Frontlinie im Einsatz, hieß es in einer Mitteilung. Sie arbeiteten unter anderem in den Krankenhäusern von Timbuktu und Douentza und hätten in anderen Orten mobile Krankenstationen organisiert.
Knapp die Hälfte der Deutschen hält das Engagement der Bundeswehr in Mali einer Umfrage zufolge für ausreichend. 45 Prozent finden es gerade richtig, dass sich Deutschland mit zwei Transportflugzeugen am internationalen Militäreinsatz beteiligt, geht aus dem am Freitag veröffentlichten ZDF-„Politbarometer“ hervor.