Tumult bei US-Republikanern nach Wahlniederlage von Cantor

Washington (dpa) - Nach der überraschenden Niederlage des prominenten US-Republikaners Eric Cantor gegen den erzkonservativen David Brat bei den parteiinternen Vorwahlen droht der Partei ein monatelanger interner Machtkampf.

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Vor allem der rechte Parteiflügel dränge darauf, den Nachfolger für den bisherigen Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus in Washington zu stellen, berichteten US-Medien.

Cantor hatte am Dienstag eine parteiinterne Vorwahl gegen seinen bis dahin kaum bekannten Herausforderer David Brat von der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung verloren. Diese gehört zum rechten Rand der Republikaner. Damit kann Cantor nach fast 14 Jahren im Abgeordnetenhaus bei der kommenden Kongresswahl im November nicht mehr für die Republikaner antreten.

Nach der bitteren Schlappe kündigt der 51-Jährige an, sich bis Ende Juli von seinem bedeutenden Posten im Abgeordnetenhaus zurückzuziehen. Es ist erstmalig in der US-Geschichte, dass ein Mehrheitsführer der großen Parlamentskammer eine Vorwahl verloren hat.

Ermutigt von Brats Coup erheben die Rechten nun Anspruch darauf, Cantor mit einem ihrer Männer in der künftigen Führungsriege der Partei zu ersetzen. „Diese Wahl sollte als Erinnerung für den Kongress dienen, dass die konservative Basis lebt und gesund ist“, sagte der republikanische Senator Ted Cruz, der als einer der Tea-Party-Führer gesehen wird.

„Unsere Fraktion muss eine konservativere Perspektive einnehmen“, meinte der einflussreiche texanische Abgeordnete Pete Sessions. Das sei allem in der Einwanderungspolitik geboten. „Es gibt immer mehr Leute, die erkennen, dass die Grenzen ein Problem sind - darauf müssen wir eingehen.“

Berichten zufolge errang Brat viele Wählerstimmen, weil er sich klar gegen eine Einwanderungsreform aussprochen hatte. Cantor hatte hingegen Teile eines Gesetzes unterstützt, das den rund zwölf Millionen unerlaubt in den USA lebenden Immigranten einen Weg in die Legalität ebnen könnte. Eine Amnesty für illegal eingewanderte Menschen lehnte er ab.

Der einstige republikanische Vorsitzende im Repräsentantenhaus und Ex-Präsidentschaftskandidat Newt Gingrich meinte, dass viele Parteianhänger von ihrer Führung enttäuscht seien. „Das Establishment der Republikaner versteht nicht, dass ein großer Teil Amerikas einen Kampf will“, sagte er. Die Konservativen fänden, dass US-Präsident Barack Obama ihre geliebte Nation in den Ruin treibe. „Und dann siehst du, wie deine Führung ihn nicht angreift, es nicht schafft, ihn auszumanövrieren.“

Experten halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass nun tatsächlich ein Tea-Party-Anhänger neuer Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus wird. Die größten Chancen werden dem kalifornischen Abgeordneten Kevin McCarthy zugesprochen, der derzeit die Nummer drei der Republikaner in der Kongresskammer ist.