Über 60 Tote durch Terror im Irak
Bagdad/Kerbela (dpa) - Kurz vor dem zehnten Jahrestag der US-Invasion sind durch eine Welle von Terroranschlägen im Irak mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen.
Die Polizei zählte am Dienstag landesweit 63 Tote und rund 200 Verletzte. Die Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki nahm die Anschläge zum Anlass, um die für den 20. April geplante Regionalwahl in zwei Provinzen abzusagen.
In Ninive und Al-Anbar werde aus Sicherheitsgründen erst sechs Monate später gewählt, teilte das staatliche Fernsehen mit. Die beiden Provinzen sind Hochburgen der sunnitischen Protestbewegung, die Reformen und den Rücktritt von Al-Maliki fordert.
Nach Angaben von Polizisten und Krankenhausärzten gab es alleine in der Hauptstadt Bagdad 13 Explosionen. Die meisten Sprengsätze waren in Autos versteckt und trafen Stadtviertel, die von Schiiten bewohnt sind. In Neu-Bagdad starben sechs Menschen, als ein Sprengsatz inmitten von einer Gruppe von Arbeitern detonierte. Nach Informationen des irakischen Nachrichtenportals „Schafak“ tötete ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe in der Nähe des Busbahnhofes von Balad Rus in der Provinz Dijala sechs Zivilisten.
In einem Restaurant in Mossul sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft. Mossul ist die Hauptstadt der nördlichen Provinz Ninive. Der Gouverneur von Ninive, Athiel al-Nudschafi, kritisierte die Entscheidung, die Wahl zu verschieben. Der schiitische Geistliche Muktada al-Sadr erklärte seine Solidarität mit den „ausgegrenzten sunnitischen Brüdern“. Die Minister seiner Partei kündigten ihren Austritt aus der Regierung an.
Die Nachrichtenagentur Sumeria News berichtete, Angehörige der Sicherheitskräfte hätten in der Ortschaft Suleiman Pak nördlich von Bagdad Abdelmalik al-Dschaburi, einen Aktivisten der Protestbewegung festgenommen.
Schon vor der jüngsten Anschlagswelle war klar, dass die drei Provinzen des kurdischen Autonomiegebietes und die von ethnischen Konflikten zerrissene Stadt Kirkuk an den Wahlen im April nicht teilnehmen werden.