Ukrainische Pilotin Sawtschenko in Russland vor Gericht

Donezk (dpa) - Die inhaftierte ukrainische Kampfpilotin Nadeschda Sawtschenko hat zum Auftakt eines umstrittenen Prozesses in Russland den Vorwurf der Mordbeihilfe zurückgewiesen. Sie sei bereit, per Lügendetektor die „konstruierten Anschuldigungen“ zu entkräften, sagte die 34-Jährige im südrussischen Donezk.

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Bei dem Prozessort handelt es sich nicht um die gleichnamige Großstadt in der Ostukraine, die von prorussischen Separatisten kontrolliert wird.

Die Anklage wiederholte den Vorwurf, wonach Sawtschenko am Tod von zwei russischen Reportern 2014 im Konfliktgebiet Ostukraine Mitschuld trage. Die Pilotin habe den Aufenthaltsort der Zivilisten damals weitergegeben, sagte einer der Staatsanwälte örtlichen Medien zufolge. Die Verhandlung soll am 29. September fortgesetzt werden. Sawtschenko drohen 25 Jahre Haft. Die Ukraine protestiert gegen den Prozess und wirft Russland vor, die Offizierin entführt zu haben.

Die Verhandlung in Donezk fand unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt. Sawtschenko, die den Prozess aus einem „Glaskäfig“ verfolgen musste, trug demonstrativ Kleidung mit traditionellen ukrainischen Stickereien. Journalisten hatten keinen Zutritt zum Gerichtssaal, sie verfolgten das Geschehen auf einem Bildschirm im Nebenraum.

Sawtschenko wies die Vorwürfe als „Lüge“ zurück. Sie bedauere den Tod der beiden Journalisten, jedoch sei sie unschuldig, sagte die Pilotin zu den Angehörigen der Opfer. Ihr Verteidiger Ilja Nowikow forderte, den Fall zur Überarbeitung an die Staatsanwaltschaft zurückzugeben. Zeugen seien nicht gehört worden, kritisierte der Jurist. Das Gericht lehnte dies aber ab - ebenso wie einen Antrag der Anklage, die Verteidigung wegen vermeintlicher Formfehler zu bestrafen.

Auch für Oktober sind bereits mehrere Verhandlungstermine vorgesehen. Sawtschenko sitzt seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft und protestierte zeitweise mit einem Hungerstreik gegen die russische Justiz. Bisher hat die Verteidigung vergeblich versucht, den Prozess nach Moskau zu verlegen. Sie erhofft sich von einer Verhandlung in der Hauptstadt mehr internationale Aufmerksamkeit.

Die Ukraine wirft Russland einen politisch motivierten Schauprozess vor. Gegen internationalen Protest war in Russland vor wenigen Wochen der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Er wird beschuldigt, Anschläge geplant zu haben.