UN-Botschafter: Elfenbeinküste droht Völkermord
airobi/New York/Abidjan (dpa) - Mit einem dramatischen Appell hat sich der neue UN-Botschafter der Elfenbeinküste an die internationale Staatengemeinschaft gewandt.
„Wir stehen am Rande eines Völkermordes“, warnte der Diplomat Youssoufou Bamba am Mittwoch (Ortszeit) bei den Vereinten Nationen in New York, wie die BBC berichtete. Die Weltgemeinschaft müsse dies verhindern. Nach seinen Angaben kamen bei den Unruhen seit der Stichwahl Ende November bereits 172 Menschen ums Leben. Ein Ende der Gewalt sei nicht absehbar.
Bamba war kürzlich vom international unterstützten Sieger der Präsidentenwahl, Alassane Ouattara, zum UN-Botschafter ernannt worden. Der abgewählte Präsident Laurent Gbagbo weigert sich trotz erheblichen internationalen Drucks, sein Amt zu räumen. Der Leiter einer Gbagbo-treuen Jugendorganisation rief inzwischen mehrere tausend seiner Mitglieder auf, am Neujahrstag das Hotel zu stürmen, in dem Ouattara derzeit sein Hauptquartier hat. Das Hotel wird von rund 900 UN-Friedenstruppen sowie ehemaligen Rebellen gesichert.
Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas war am Dienstag mit dem Versuch gescheitert, in Elfenbeinküste zu vermitteln. Eine Ecowas-Delegation konnte Gbagbo auch durch Androhung einer Militärintervention nicht zum Rücktritt bewegen. Die Staatschefs von Benin, Sierra Leone und den Kapverdischen Inseln wollen Anfang kommender Woche die Gespräche in Abidjan fortsetzen.
Zuletzt hatte auch die Europäische Union ihren Druck auf den abgewählten Präsidenten erhöht. Sie weitete ihre Liste mit Einreiseverboten gegen Gbagbo und sein Regime von bisher 19 auf 61 Personen aus. Deren Vermögen in Europa sollten bald eingefroren werden, berichtete die EU-Kommission in Brüssel.
Der gambische Präsident Yahya Jammeh stärkte dagegen Gbagbo am Donnerstag den Rücken. Ecowas habe keinerlei Mandat für eine Militäraktion gegen Gbagbo, erklärte er. Gleichzeitig kritisierte er den Druck der internationalen Gemeinschaft auf Gbagbo. „Es ist höchste Zeit, dass die internationalen Mächte gezwungen werden, die Unabhängigkeit und Souveränität afrikanischer Staaten zu respektieren“, zitierte ihn das Online-Portal „Jollofnews“ Jammeh. „Afrikaner sollten der Diktatur von neokolonialistischen und rassistischen Staaten ein Ende setzen, die für uns entscheiden, wer in Afrika regiert.“