Unesco-Weltkulturerbe in Timbuktu zerstört

Paris (dpa) - Elf Jahre nach der Sprengung der Buddha-Statuen in Afghanistan haben Extremisten muslimische Mausoleen in der Wüstenstadt Timbuktu zerstört, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörten. Augenzeugen machten bewaffnete Islamisten für die Verwüstungen verantwortlich.

Mindestens drei Mausoleen in der Stadt im Norden Malis seien betroffen. Mitglieder der islamistischen Rebellengruppe Ansar Dine hätten binnen weniger Stunden die Grabstätten der Heiligen Sidi Mahmud, Sidi Moctar und Alpha Moya zerschlagen.

„Sie haben alles kaputt gemacht. Es sind etwa zehn Leute, und sie sind mit Hämmern und Äxten unterwegs. Es ist schrecklich. Die Bevölkerung von Timbuktu ist sehr, sehr zornig“, sagte ein Augenzeuge aus Timbuktu dem französischen Rundfunksender RFI. Die Zerstörungen lösten international Empörung und Entsetzen aus.

Wegen des bewaffneten Konflikts im Norden von Mali zwischen Islamisten und Tuareg auf der einen und Regierungstruppen auf der anderen Seite hatte das Unesco-Welterbekomitee Timbuktu erst am Donnerstag auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt.

Die Unesco und Frankreich verurteilten die willkürliche Zerstörung muslimischer Mausoleen. „Die systematische Zerstörung dieser Orte der Andacht und des Gebets, die seit Jahrhunderten zur Seele dieser prestigeträchtigen Stadt gehören, ist eine unerträgliche Handlung“, teilte das Außenministerium in Paris mit. Gewalt und Intoleranz müssten ein Ende haben.

Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova sagte, nichts könne eine solche Vernichtung rechtfertigen. Sie forderte die Kämpfer in Mali auf, diese „schrecklichen und unumkehrbaren Zerstörungen“ sofort einzustellen. Die internationale Gemeinschaft sollte sich zusammenschließen, um diese historischen Stätten zu schützen.

Timbuktu liegt etwa tausend Kilometer nördlich von Malis Hauptstadt Bamako. Die Stadt am Rande der Sahara wird auch „Perle der Wüste“ genannt und zählt seit 1988 zum Weltkulturerbe. Neben drei großen Moscheen gehören 16 Friedhöfe und Mausoleen zum Weltkulturerbe.

Die Islamisten in Mali haben zusammen mit Kämpfern des Tuareg-Volkes seit April zwei Drittel des westafrikanischen Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Sie kämpfen gegen die Regierungstruppen und wollen die Herrschaft in dem Wüstenstaat übernehmen.

Die russische Direktorin des Unesco-Weltkulturerbe-Ausschusses, Eleonora Mitrofanova, sagte, besonders tragisch sei die Nachricht über die Zerstörung der Mausoleen für die Bewohner von Timbuktu, die diese Monumente jahrhundertelang gepflegt und unterhalten hätten. Die Mausoleen zeugen vom Goldenen Zeitalter der Wüstenstadt im 16. Jahrhundert und gehen zum Teil bis ins 5. Jahrhundert zurück.

Die Ministerin für Kultur und Tourismus Malis, Fadima Toure Diallo, forderte die Vereinten Nationen zu konkreten Schritten gegen diese „Verbrechen gegen das Kulturerbe der Menschen“ auf. Diese „kriminellen Handlungen haben nichts mit dem Islam und der Toleranz zu tun, die die Angreifer für sich beanspruchen“, sagte sie auf der Sitzung des Welterbe-Komitees in St. Petersburg.

Radikale Islamisten wie etwa die Salafisten lehnen jede Form der Verehrung von Heiligen ab, selbst wenn es sich um Weggefährten des Propheten Mohammed handelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass unschätzbare historische Bauwerke vernichtet werden. Als radikal-islamische Taliban 2001 zwei gigantischen Buddha-Statuen im Bamian-Tal in Afghanistan in die Luft sprengten, löste dies einen internationalen Aufschrei aus.