Unruhen in Nigeria nach Präsidentenwahl

Abuja/Kano (dpa) - Nach dem Sieg von Amtsinhaber Goodluck Jonathan bei den Präsidentenwahlen sind in mehreren Städten im überwiegend muslimischen Norden Nigerias Unruhen ausgebrochen.

Mindestens zehn Menschen kamen Medienberichten zufolge in den Bundesstaaten Gombe und Bauchi ums Leben. Das nigerianische Rote Kreuz sprach am Montagabend von zahlreichen Toten, ohne bereits genaue Zahlen nennen zu können. Um die Gewalt einzudämmen, wurde in mehreren Städten eine Ausgangssperre verhängt.

Der in seinem Amt bestätigte Jonathan appellierte an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren: „Politischer Ehrgeiz ist kein Blutvergießen wert“, betonte er in einer am Abend veröffentlichten Stellungnahme. „Wir dürfen den Verlust von Leben nicht zulassen.“ Die Gewalt sei „unnötig und vermeidbar“.

Nach Angaben der Unabhängigen Wahlkommission erhielt der erst seit dem vergangenen Jahr amtierende Jonathan knapp 22,5 Millionen Stimmen. Sein größter Herausforderer, der ehemalige Militärmachthaber Muhammadu Buhari, kam auf gut 12,2 Millionen Stimmen. Wie die Kommission am späten Montagabend weiter mitteilte, hatten fast 34,5 Millionen der mehr als 73 Millionen registrierten Wähler ihre Stimme abgegeben.

Bei den Unruhen wurden mehrere Häuser von Funktionären der regierenden Demokratischen Volkspartei (PDP) Jonathans niedergebrannt. Auch aus dem Süden stammende Einwohner wurden angegriffen. „Sie haben unsere Autos und Häuser zerstört. Ich rannte um mein Leben“, sagte die aus dem Süden stammende Dora Ogbebor aus der Stadt Zaria am Montag der Online Zeitung „Next“.

Am Nachmittag hatten sich die Unruhen bis in die nigerianische Hauptstadt Abuja ausgebreitet. Einwohner versuchten sich in Sicherheit zu bringen, während es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Anhängern Buharis und der Polizei kam.

Wahlbeobachter der Afrikanischen Region bezeichneten die Präsidentenwahl im bevölkerungsreichsten Land Afrikas nach umfangreichen Wahlreformen als die korrektesten und ordentlichsten seit Jahrzehnten. Allerdings bewahrheitete sich die Befürchtung vieler Experten, dass die Wahl die ethnischen und religiösen Gräben in dem ölreichen Vielvölkerstaat vertiefen könnte.

Rund 73 Millionen Nigerianer waren am Samstag aufgerufen, über ein neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. Außer Buhari vom neu gegründeten Kongress für fortschrittlichen Wandel galt Nuhu Ribadu vom Aktionskongress für Nigeria als wichtigster Herausforderer Jonathans.

Beide Parteien hatten bei der Parlamentswahl eine Woche vor den Präsidentenwahlen gute Ergebnisse erreicht und Jonathans PDP wohl um ihre Zwei-Drittel-Mehrheit gebracht. Das Endergebnis liegt noch nicht vor, weil in einem Teil des Landes noch am 26. April nachgewählt werden muss.

Die Wahlen wurden nach politischer Gewalt im Vorfeld von starken Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Mehr als 17 000 Polizisten und Soldaten waren im Einsatz. Neben radikalen Islamisten hatten Rebellen im ölreichen Nigerdelta mit Anschlägen gedroht.