Untersuchungsbericht: Osama bin Laden trug zur Tarnung Cowboy-Hut
Islamabad (dpa) - Der ehemalige Chef des Terrornetzwerkes Al-Kaida und Staatsfeind Nummer eins der USA, Osama bin Laden, hat nach Aussagen seiner Ehefrauen zur Tarnung einen Cowboy-Hut getragen.
Mit dem Hut habe er vermeiden wollen, „von oben“ erkannt zu werden, wenn er sich im Freien in seinem Anwesen im nordpakistanischen Abbottabad bewegt habe, heißt es in einem 336 Seiten langen Untersuchungsbericht. In dem von der pakistanischen Regierung unter Verschluss gehaltenen und nun vom arabischen Sender Al-Dschasira veröffentlichten Dossier werden unter anderem die Ehefrauen Bin Ladens zitiert.
Der Bericht war bereits vor der Parlamentswahl im Mai fertig, die Regierung veröffentlichte ihn aber nicht. In ihm wird der damaligen Regierung und dem Militär im Zusammenhang mit Bin Ladens Untertauchen „massive Inkompetenz“ und „kollektives Versagen“ vorgeworfen. Die US-Operation, während der Bin Laden getötet worden war, wird als „Kriegshandlung“ bezeichnet.
Weiter heißt es, bevor Bin Laden in Abbottabad untergetaucht sei, habe ein Polizist im pakistanischen Swat-Tal ein Auto mit dem damaligen Al-Kaida-Chef und seinen Gefährten gestoppt - weil der Fahrer auf dem Weg zum Basar zu schnell gefahren sei. Der Polizist habe den Wagen mit dem meistgesuchten Terroristen der Welt weiterfahren lassen.
Erstaunlich auch: Bin Laden scheint im Swat-Tal den langen Bart, der auf Video-Botschaften zu seinem Markenzeichen wurde, nicht getragen zu haben. In dem Bericht wird er zu der Zeit als „großer, glatt rasierter Araber“ beschrieben.
US-Spezialkräfte töteten Bin Laden im Mai 2011 in seinem Versteck in Abbottabad. Die Kommission sollte im Auftrag der Regierung herausfinden, wie die USA die eigenmächtige Operation in Pakistan unbemerkt ausführen und wie Bin Laden dort jahrelang untertauchen konnte.
Dem Bericht zufolge hielt sich Bin Laden nach seiner Flucht aus Afghanistan Ende 2001 fünf Jahre lang unerkannt in mehreren pakistanischen Städten auf, bevor er sich in dem Anwesen in Abbottabad niederließ. Die dort fällige Grundsteuer sei von den Bewohnern nie bezahlt und von den Behörden nicht eingefordert worden - was aber übliche Praxis sei. Tatsächlich fallen Steuerzahler in Pakistan vermutlich mehr auf als Steuerhinterzieher, die die Mehrheit im Land stellen.
Das von einem kuwaitischen Mitstreiter Bin Ladens erbaute dreistöckige Haus mit den hohen Mauern habe außerdem gegen Bauvorschriften verstoßen, heißt es in dem Bericht weiter. Auch das hätten die Behörden aber geflissentlich ignoriert.
Zu den Inhalten des Berichts wollten sich die pakistanische Regierung und Armee am Dienstag nicht äußern. Informationsminister Pervaiz Rashid sagte lediglich, die Regierung untersuche, wie der Bericht an die Medien weitergegeben worden und ob er authentisch sei. „Nur die Regierung war berechtigt, das Dokument freizugeben“, sagte er. „Wir werden sehen, wer das getan hat.“
Die Al-Dschasira-Webseite mit dem Bericht war am Dienstag in Teilen Islamabads nicht mehr aufrufbar. Die pakistanische Telekommunikationsbehörde teilte auf Anfrage mit, sie habe keine Anweisung gegeben, die Seite zu blockieren.