USA und Taliban wollen über Frieden in Afghanistan reden
Washington/Kabul (dpa) - Washington und die radikal-islamischen Taliban wollen direkte Verhandlungen über ein Ende des Konflikts in Afghanistan führen. Die Gespräche sollten bereits in wenigen Tagen im Golf-Emirat Katar beginnen, gab das Weiße Haus am Dienstag bekannt.
Washington stelle den Aufständischen allerdings Bedingungen. So müssten die Taliban sich vom Terrornetz Al-Kaida lösen und der Gewalt abschwören. Außerdem müssten sie die afghanische Verfassung akzeptieren - einschließlich der garantierten Rechte für Frauen und Minderheiten. Die afghanischen Sicherheitskräfte übernahmen am Dienstag offiziell die Verantwortung für die Sicherheit in ganz Afghanistan.
Die Taliban gaben am Dienstag die Eröffnung eines Verbindungsbüros in Katar bekannt. Sie erklärten, sie unterstützten „eine friedliche und politische Lösung“ des Afghanistankrieges. Ziele seien „das Ende der Invasion in Afghanistan und die Stärkung eines unabhängigen und islamischen Systems“ im Land. Der Taliban-Vertreter Muhammad Naim sagte, das „Islamische Emirat Afghanistans“ wolle Gespräche mit den „Ländern der Welt“ initiieren. Auch „mit Afghanen“ sollten Gespräche geführt werden, sagte Naim bei einer vom Sender Al-Dschasira übertragenen Pressekonferenz in Doha.
Die US-Regierung begrüßte die Erklärungen der Taliban zur Gesprächsbereitschaft. „Sie sind ein wichtiger erster Schritt zur Versöhnung“, sagte ein namentlich nicht genannter hochrangiger Regierungsvertreter. „Der Prozess nach 30 Jahren bewaffneten Konflikts in Afghanistan wird komplex, lang und ungemütlich werden - aber nichtsdestotrotz ist es ein wichtiger erster Schritt.“
Die Taliban ließen offen, ob sie auch mit der Regierung von Präsident Hamid Karsai sprechen würden. Bislang lehnten sie das ab, weil sie Karsai für einen Handlanger der USA halten. Aus Washington hieß es dazu, die USA wollten zwar direkt an den Gesprächen teilnehmen, der Kern müsse aber „unter den Afghanen selbst bewältigt“ werden. Das sei bei der geringen Vertrauensbasis nicht einfach. „Vorläufige Gespräche“ mit der US-Regierung hatten die Taliban im März vergangenen Jahres ausgesetzt.
Karsai hatte wenige Stunden zuvor angekündigt, eine Delegation zu Friedensgesprächen mit den Taliban nach Katar zu entsenden. Er hoffe, dass solche Gespräche den „Anfang für einen Übergang zum Frieden“ in Afghanistan bilden könnten, sagte Karsai in Kabul. „Die Angehörigen des Hohen Friedensrates (HPC) werden bald für Friedensgespräche mit den Taliban nach Katar reisen.“
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach am Dienstag bei der Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die afghanische Armee und Polizei von einem „Meilenstein“. Bei einer Zeremonie in der Militärakademie in Kabul sagte er: „Der Schwerpunkt unserer Truppen verschiebt sich jetzt vom Kampf zur Unterstützung. Wir werden die afghanischen Truppen bei Bedarf weiter bei Operationen unterstützen. Aber wir werden diese Operationen nicht mehr planen, durchführen oder anführen.“ Ende 2014 will die Nato den Kampfeinsatz in Afghanistan beenden.