USA und Türkei unterstützen Kurden

Washington/Istanbul (dpa) - Überraschende Hilfe im Kampf um Kobane: US-Transportflugzeuge haben erstmals Waffen für die Verteidiger der nordsyrischen Stadt abgeworfen. Und die Türkei gestattet, dass Peschmerga-Soldaten aus dem Nordirak den Kurden im belagerten Kobane zu Hilfe eilen.

Foto: dpa

Im Irak zogen sich Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) laut Medienberichten aus der Provinz Salaheddin nördlich der Hauptstadt Bagdad zurück.

Rund fünf Wochen nach Beginn der Kämpfe warfen Transportflugzeuge nahe Kobane außer Waffen auch Munition und medizinisches Material ab, wie das US-Zentralkommando in Tampa in der Nacht zum Montag mitteilte. Die Lieferungen stammen nach US-Angaben von kurdischen Stellen im Irak und wurden nur transportiert.

Die syrischen Kurden bestätigten, dass sie die Lieferung erhalten hätten. „Ohne Zweifel wird die Ankunft der Waffen den Verlauf des Kampfes verändern“, sagte der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Es seien leichte und mittelschwere Waffen, Maschinengewehre, panzerbrechende Waffen, Munition und medizinische Hilfsgüter geliefert worden.

US-Außenminister John Kerry betonte bei einem Indonesien-Besuch, es handele sich nicht um einen Wandel in der US-Politik. Aber: „Es wäre unverantwortlich von uns, und moralisch äußerst problematisch, uns von einer Stadt abzuwenden, die gegen Isil (eine frühere Bezeichnung der Gruppe Islamischer Staat) kämpft.“

Die USA setzten zugleich ihre Luftangriffe am Montag fort. Dabei wurde in Syrien unter anderem eine herrenlose Ladung Waffen zerstört, um zu verhindern, dass diese in die falschen Hände geraten, wie das Zentralkommando mitteilte. Im Irak griff das Bündnis IS-Stellungen nahe Amirijat al-Falludscha sowie eine Ölraffinerie in Baidschi an.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu kündigte am Montag in Ankara an, Peschmerga-Kämpfern aus dem Nordirak die Einreise nach Kobane erlauben zu wollen, um die dortigen Volksschutzeinheiten zu unterstützen. Zugleich schloss er weiterhin jede direkte türkische Unterstützung für die syrisch-kurdische Partei PYD aus. Die in Kobane kämpfenden Volksschutzeinheiten (YPG) sind die Miliz der PYD, die eng mit der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden ist.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich am Wochenende gegen internationale Waffenlieferungen ausgesprochen. Die PYD sei aus Sicht der Regierung ebenso eine „Terrororganisation“ wie die PKK, hatte Erdogan nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu gesagt. US-Präsident Barack Obama besprach am Wochenende mit Erdogan am Telefon die Lage in Syrien und besonders in Kobane. Das Weiße Haus teilte mit, beide Präsidenten hätten zugesichert, im Kampf gegen den IS eng zusammenzuarbeiten.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hielt sich beim EU-Außenministertreffen in Luxemburg mit einer Einschätzung der Lage in Kobane bedeckt. Auf die Frage, ob es mehr Spielraum für EU-Engagement gebe, antwortete er: „Das kann ich jetzt vor der Debatte nicht beurteilen. Aber ganz sicherlich ist das, was jetzt in Kobane stattfindet, noch nicht die Wende des Kriegsgeschehens. Aber es scheint sich in den letzten Tagen so darzustellen, dass die Abwehrfähigkeit der Kurden in Kobane jedenfalls erhöht worden ist.“

Aus dem Irak hieß es, Dutzende IS-Anhänger hätten von ihnen kontrollierte Gebiete rund um die Stadt Tikrit in Richtung der Provinz Ninive im Norden des Landes verlassen. Das berichtete die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News unter Berufung auf örtliche Quellen. Die Region um das 160 Kilometer nördlich Bagdads gelegene Tikrit war in den vergangenen Tagen verstärkt von Flugzeugen der internationalen Allianz bombardiert worden. Das dänische Verteidigungsministerium teilte mit, dänische F16-Flugzeuge hätten im Kampf gegen den IS im Irak erstmals Bomben abgeworfen.

Der IS war in dem Land monatelang auf dem Vormarsch. Dabei ging die Gruppe äußerst brutal gegen die Bevölkerung vor. Wie die UN-Organisation für Migration (IOM) mitteilte, leben in dem Land 1,8 Millionen Vertriebene.