Waffenruhe für Aleppo nach schweren Kämpfen
Washington/Aleppo (dpa) - Nach den schweren Kämpfen der vergangenen Tage ist für die nordsyrische Stadt und gleichnamige Provinz Aleppo zwischen Moskau und Washington eine Waffenruhe vereinbart worden.
Allerdings gingen die Angaben über den Zeitpunkt des Inkrafttretens um 24 Stunden auseinander. Während nach Angaben des US-Außenministeriums die Feuerpause bereits seit Mitternacht in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) gilt, berichteten russische Medien, die 48-stündige Feuerpause gelte bis 24.00 Uhr am Freitag. Auch die syrische Armee sprach vom Beginn der 48-stündigen Waffenruhe in der Nacht auf Donnerstag (Ortszeit), wie die Agentur Sana meldete.
Moskau und Washington hatten sich darauf geeinigt, die seit Ende Februar in anderen Teilen Syriens geltende Feuerpause auf Aleppo auszuweiten. Die Stadt war zuletzt schwer umkämpft.
In einem Statement des US-Außenministeriums hieß es: „Wir setzen auf Russland als Ko-Vorsitzenden der internationalen Syrien-Unterstützergruppe, seinen Einfluss auf das Assad-Regime geltend zu machen. Die USA werden das ihre tun.“ Nach Darstellung des US-Außenministeriums gab es Verstöße gegen die Feuerpause, aber die Kämpfe seien insgesamt zurückgegangen.
Von russischer Seite hieß es, der Schritt könnte der „Prolog zu einer vollwertigen Feuerpause“ sein. „Aber wenn jemand wie die (Terrorgruppe) Al-Nusra-Front bewusst den Frieden nicht will, wird er alle Seiten ständig provozieren und beschießen“, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich zuvor mit seinem französischen Kollege Jean-Marc Ayrault um eine Wiederbelebung der Friedensgespräche bemüht und nachdrücklich eine Waffenruhe in Aleppo gefordert hatte, begrüßte die Einigung. Nunmehr seien alle Konfliktparteien aufgefordert, die Waffenruhe voll einzuhalten und den Menschen in Aleppo „nach Wochen der Angst und Verzweiflung eine Atempause von Krieg und Gewalt zu verschaffen“. Zudem sei die Einhaltung der Feuerpause „eine wichtige Grundlage“ dafür, dass die Genfer Verhandlungen zwischen Regime und Opposition so schnell wie möglich wiederaufgenommen werden können.
Aus Protest gegen den Anstieg der Gewalt in den vergangenen Wochen hatte die syrische Opposition die Friedensgespräche in Genf verlassen. Insgesamt sind seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor mehr als fünf Jahren nach UN-Angaben rund 400 000 Menschen ums Leben gekommen.
In Berlin soll auch ein neues Treffen der internationalen Syrien-Kontaktgruppe vorbereitet werden, die sich zuletzt im Februar in München getroffen hatte. Dazu findet am kommenden Montag in Paris ein weiteres Vorbereitungstreffen mit zehn Staaten statt, wie Ayrault mitteilte. Dabei werde Ayrault mit seinen Kollegen aus Saudi-Arabien, Katar, den Vereinigten Emiraten und der Türkei über die Lage in Syrien beraten, kündigte Regierungssprecher Stéphane Le Foll an.
Nach Berichten von Menschenrechtsbeobachtern gab es in Aleppo bei den jüngsten Kämpfen auf beiden Seiten viele Opfer. Nach ihren Angaben starben in den vergangenen Tagen rund 280 Zivilisten in der Stadt.