Tödliche Explosion Was über den Raketeneinschlag in Polen bekannt ist

Warschau · Die tödliche Explosion einer Rakete in einem polnischen Dorf am Dienstag hat Sorge vor einer Ausweitung des russischen Krieges gegen die Ukraine ausgelöst. Handelt es sich um einen Angriff oder einen Unfall? Ein Überblick zum bekannten Geschehen.

Ukrainische Truppen beim Abschuss von „Grad“-Raketen während einer Trainingseinheit. (Symbolbild)

Foto: dpa/Ashley Chan

Die tödliche Explosion einer Rakete in einem polnischen Dorf am Dienstag hat Sorge vor einer Ausweitung des russischen Krieges gegen die Ukraine ausgelöst. Nach Einschätzung Warschaus und der Nato handelte es sich aber nicht um einen gezielten Angriff, der polnische Präsident Andrzej Duda sprach vielmehr von einem „unglücklichen Unfall“. Ein Überblick:

Was ist passiert?

Am Dienstagnachmittag schlug eine Rakete im südostpolnischen Dorf Przewodow ein, das etwa sechs Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Das Außenministerium in Warschau gab den Zeitpunkt des Einschlags mit 15.40 Uhr an. Die Rakete traf eine Trocknungsanlage für Getreide in der Nähe einer Schule, wie Anwohner berichteten. Zwei Männer im Alter von etwa 60 Jahren wurden getötet. Die Explosion ereignete sich, während Russland mehrere Städte in der gesamten Ukraine bombardierte, unter anderem auch Lwiw nahe der polnischen Grenze.

Wer hat die Rakete abgefeuert?

Russland geriet sofort unter Verdacht. Der polnische Präsident Andrzej Duda sagte dann aber am Mittwoch, es sei „höchstwahrscheinlich“, dass die Rakete von der Ukraine abgefeuert wurde. „Absolut nichts deutet darauf hin, dass dies ein absichtlicher Angriff auf Polen war“, sagte er vor Journalisten. „Höchstwahrscheinlich war dies eine Rakete, die in der Raketenabwehr eingesetzt wird, das heißt, dass sie von den ukrainischen Verteidigungskräften eingesetzt wurde“, sagte Duda und sprach dann von einem „unglücklichen Unfall“.

Auch die Nato geht davon aus, dass die tödliche Explosion von einer ukrainischen Luftabwehrrakete verursacht wurde. Es gebe „keinen Hinweis auf einen vorsätzlichen Angriff“ auf Polen, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Welche Folgen sind zu erwarten?

Die Explosion löste die Sorge aus, dass die Nato, der Polen seit 1999 angehört, in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hineingezogen werden könnte. Polen ist durch die Verpflichtung des Bündnisse zur kollektiven Verteidigung geschützt, die in Artikel 5 des Gründungsvertrags verankert ist. Nach der Explosion versetzte Warschau seine Streitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft und bestellte den russischen Botschafter ein. In Brüssel kamen die Nato-Botschafter zusammen.

Welche Reaktionen löste die Explosion aus?

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Raketeneinschlag am Dienstagabend als „Statement Russlands zum G20-Gipfel“. Moskau wies hingegen jede Verantwortung von sich und nannte die Berichte über den Vorfall eine Provokation.

Die westlichen Staats- und Regierungschefs trafen sich am Rande des G20-Gipfels auf Bali zu einer Krisensitzung. Sie erklärten ihre Solidarität mit Polen, warnten jedoch vor voreiligen Schlüssen, solange die Umstände des Raketeneinschlags nicht vollständig geklärt seien.

(AFP)