Weiter Gefechte in Syrien - mindestens 16 Tote
Beirut (dpa) - Die Verstöße gegen die Waffenruhe in Syrien gehen weiter: Bei Gefechten zwischen der Armee und Oppositionellen sollen am Samstag landesweit mindestens 16 Menschen getötet worden sein.
Unbestätigten Berichten zufolge handelt es sich um zwölf Regimegegner und vier Soldaten.
Täglich überschatten Nachrichten von Gewalt und Tod die vor gut zwei Wochen offiziell in Kraft getretene Waffenruhe. Das syrische Regime und die Opposition schieben sich gegenseitig die Schuld für die wiederholten Verstöße zu.
Mindestens zehn Überläufer seien bei Kämpfen mit der Armee nahe der Hauptstadt Damaskus getötet worden, meldete die in London ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Nahe Aleppo seien drei Soldaten bei einem Rebellenangriff ums Leben gekommen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Auch zwei Angreifer seien getötet worden, hieß es weiter.
Über Gefechte nahe der Hafenstadt Latakia, unweit der Sommerresidenz von Syriens Präsident Baschar al-Assad, gab es unterschiedliche Berichte: Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete zunächst Kämpfe zwischen Armee und Überläufern. Nach Angaben Aufständischer vor Ort handelt es sich bei den Deserteuren um frühere Wachen des Präsidentenpalasts.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete dagegen, Regierungstruppen hätten den Angriff einer „bewaffneten Terroristengruppe“ vom Meer aus vereitelt. Ein Soldat sei von den Angreifern auf Schlauchbooten getötet worden.
Aus der Hauptstadt Damaskus berichteten Oppositionelle unterdessen von mehreren Explosionen, nannten aber keine weiteren Details. Bei Anschlägen am Freitag waren mindestens 11 Menschen in Damaskus getötet und 30 verletzt worden, hatten staatliche Medien gemeldet.
Die staatlich geleitete syrische Tageszeitung „Tishreen“ beschuldigte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Samstag, die „terroristische“ Opposition zu Angriffen zu ermutigen. Ban hatte die Lage in Syrien am Freitag „unakzeptabel“ genannt.
Auch die EU zeigte sich unterdessen besorgt über den Bruch der Waffenruhe. „Die syrische Regierung muss sicherstellen, dass die Waffenruhe hält“, forderte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton in einer in der Nacht zum Samstag verbreiteten Erklärung. Die syrische Regierung erfülle ihre Verpflichtungen nicht. Damaskus müsse auch Gefangene befreien, friedliche Demonstrationen zulassen oder humanitäre Hilfe ermöglichen. Erst am Montag hatte die EU ihre Sanktionen gegen das Assad-Regime verschärft.
Die libanesische Marine hatte einen Frachter gestoppt, der möglicherweise Waffen für die Regierungsgegner in Syrien geladen hat. Die „Lutfallah II“ sei bereits am Freitag vor der Küste im Norden des Libanons gestoppt worden, sagte ein Vertreter der Sicherheitsbehörden in Beirut am Samstag. Nach libanesischen Medienberichten war das Schiff in Libyen beladen worden. Es gehöre einem Syrer, hieß es.
Bewaffnete verschleppten unterdessen in Syrien zwei ungarische Staatsbürger. Das bestätigte ein ungarischer Regierungssprecher am Samstag in Budapest. Weitere Angaben zu den Verschleppten und zu den Umständen ihrer Entführung machte er nicht. Die ungarische Regierung arbeite intensiv daran, die Verschleppten wieder frei zu bekommen, fügte er hinzu.