Weiter Kritik an der Linken wegen Castro-Würdigung

Berlin (dpa) - Die Führung der Linkspartei steht wegen ihrer positiven Würdigung Fidel Castros anlässlich seines 85. Geburtstages weiter in der Kritik. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte der Zeitung „Die Welt“: „Die Äußerungen der Linkspartei werden immer skandalöser.“

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst den kubanischen Revolutionsführer in einem Schreiben zu einem „kampferfüllten Leben und erfolgreichen Wirken“ beglückwünscht hatten. Kuba sei „Beispiel und Orientierungspunkt für viele Völker dieser Welt“. Sie lobten auch die „beispiellosen sozialen Errungenschaften“ des sozialistischen Landes und versicherten dem kubanischen Volk ihre „unverbrüchliche Freundschaft und Solidarität“.

Auch Fraktionschef Gregor Gysi würdigte am Wochenende die „großen Verdienste“ Castros. Vor der Revolution 1959 sei Kuba ein „Bordell der USA“ gewesen, sagte er in Berlin.

CDU-Generalsekretär Gröhe griff die Linke-Spitze daher in der „Welt“ scharf an: „Dass die Parteiführung einem Menschenschinder wie Fidel Castro huldigt, aber die Vereinbarungen frei gewählter Regierungen in der Wirtschaftspolitik als Besatzungsmacht verhetzt, zeigt, dass der Linkspartei alle demokratische Koordinaten fehlen.“

Gysi bekräftigte im „Bericht aus Berlin“ der ARD am Sonntagabend die Verdienste Castros. Dieser habe unter anderem ein Gesundheits- und ein Bildungssystem aufgebaut, „das vorbildlich war für ganz Lateinamerika“. Immer, wenn er in Kuba sei, sage er aber auch: „Sie brauchen jetzt dringend, dringend politische Reformen, die die ganze Gesellschaft demokratisieren.“

Zugleich ging Gysi auf Distanz zu Lötzsch und Ernst und ihren Formulierungen: „Mein Stil ist es nicht. Ich hätte es auch anders geschrieben.“

Schon am Wochenende war Kritik an Lötzsch und Ernst aufgekommen. So sagte unter anderem der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), der „Bild“-Zeitung: „Angesichts von 50 Jahren Menschenrechtsverletzungen auf Kuba zeigt dieser Brief, wie wenig die Linke von der Freiheit hält.“