Darf Strauss-Kahn bald wieder nach Paris?

Für Montag hat der Staatsanwalt das Zimmermädchen geladen. Experten gilt das als ein Signal für das Verfahrensende.

New York. Für Dominique Strauss-Kahn steigen die Chancen, schon bald als freier Mann in seine Heimat zurückkehren zu können. In dem New Yorker Verfahren um versuchte Vergewaltigung bestellte Oberstaatsanwalt Cyrus Vance das mutmaßliche Opfer für heute zu einer Besprechung in sein Büro.

Kenneth Thompson, der Anwalt des Zimmermädchens Nafissatou Diallo, wertete in der „New York Times“ die Vorladung als Indiz dafür, dass Vance die Anklage gegen Strauss-Kahn in Kürze zurückziehen will.

„Meine Interpretation ist, dass die Staatsanwaltschaft Diallo vom Ende der Klage oder der Aufgabe einiger Anklagepunkte informieren will“, sagte Thompson.

Die 32-jährige Diallo aus dem westafrikanischen Guinea hatte Strauss-Kahn (62) bezichtigt, ihr in seiner Hotelsuite sexuelle Gewalt angetan zu haben. Ihre Aussage wird angezweifelt, seit sie sich bei der Vernehmung in Widersprüche und nachweisbare Lügen verstrickte.

Die mangelnde Glaubwürdigkeit der einzigen Zeugin wäre der entscheidende Grund für das Ende des Verfahrens. Vance müsste die Schuld von Strauss-Kahn zweifelsfrei nachweisen können, um den spektakulären Prozess zu gewinnen. Strauss-Kahn hatte sich in allen Anklagepunkten für „nicht schuldig“ erklärt.

Der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg befragte ehemalige Staatsanwälte in New York nach ihrer Einschätzung des Falls. Ein Ex-Ankläger von Manhattan, Thomas Curran, sagte Bloomberg: „Am Ende ist nur entscheidend, was in dem Hotelzimmer passierte. Deshalb hängt alles an der Glaubwürdigkeit der Frau.“

Nach Meinung von Rechtsexperten in Manhattan, wo das Verfahren verhandelt wird, dürfte die Staatsanwaltschaft bereits morgen das Aus erklären. An diesem Tag wird Strauss-Kahn zur nächsten Anhörung erwartet.

Der 62-jährige Franzose stand bis zu der Anklage in New York als Chef des Weltwährungsfonds (IWF) in Amt und Würden und galt darüber hinaus als aussichtsreichster Kandidat der Sozialisten bei der nächsten Wahl des französischen Präsidenten.

Er trat von seinem IWF-Posten zurück, als er wegen der Beschuldigung des Zimmermädchens, es zum Oralsex gezwungen zu haben, festgenommen wurde.

Die Aussicht auf seine baldige Rückkehr auf die Polit-Bühne wurde in Frankreich mit Zurückhaltung aufgenommen. Der sozialistische Bürgermeister von Sarcelles, François Pupponi, mahnte, es gelte, zunächst die Entscheidung der Justiz abzuwarten.