Weitere Proteste gegen Regierung und Rennen in Bahrain
Manama/London (dpa) - Wenige Tage vor dem Formel-1-Rennen in Bahrain dauern die Proteste gegen das Rennsportspektakel in dem Golf-Königreich an.
Wie Augenzeugen berichteten, demonstrierten am Dienstag in der Ortschaft Deir nördlich der Hauptstadt Manama tausende Oppositionsanhänger gegen die Entscheidung des Automobil-Weltverbandes FIA, das Rennen trotz der Unruhen im Land am kommenden Wochenende sattfinden zu lassen. Zugleich riefen sie Slogans gegen die Regierung und forderten demokratische Reformen. Laut Amnesty International (AI) gibt es nach wie vor schwere Menschenrechtsverstöße in dem arabischen Golfstaat.
Deir liegt unweit des einzigen zivilen Flughafens des Landes, wo bereits Rennwagen und weitere Ausrüstung unter massivem Polizeischutz eintrafen. Die Demonstration der Regierungsgegner fand vor allem in Nebenstraßen statt. Die Teilnehmer forderten auch die Freilassung politischer Häftlinge.
Bereits am Montagabend war es im Dorf Salmabad südlich von Manama zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräfte und demonstrierenden Regierungsgegnern gekommen. Auch aus anderen Ortschaften wurden kleinere Protestaktionen gemeldet.
Seit Beginn der Proteste im Februar 2011 sind durch die Konfrontation zwischen der mehrheitlich von Sunniten unterstützten Staatsmacht und der von Schiiten dominierten Opposition fast 50 Menschen ums Leben gekommen. Immer wieder kommt es zu blutigen Zusammenstößen.
„Die Krise der Menschenrechte in Bahrain ist keinesfalls vorbei“, heißt es in einem Bericht, den Amnesty International am Dienstag in London veröffentlichte. Seit der brutalen Niederschlagung der Proteste im Februar und März 2011 habe sich im Land nicht viel geändert. Damals war der Grand Prix abgesagt worden. Das Formel-1-Rennen könnte für die Regierung eine „Rückkehr zur Normalität“ symbolisieren. Die internationale Gemeinschaft müsse deshalb dringend mehr Druck ausüben, forderte AI.
„Die Behörden versuchen, das Land so darzustellen, als sei es auf dem Weg zu Reformen“, erklärte die bei AI für die Region zuständige Expertin Hassiba Hadj Sahraoui. „Aber bei uns gehen weiter Berichte über Folter und unnötige und ausufernde Gewalt gegen Demonstranten ein.“ Die Regierung in Bahrain müsse „echten politischen Willen“ zeigen und auch schwere Entscheidungen treffen. So müssten hochrangige Mitglieder der Sicherheitskräfte für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden. Gefangene, die wegen ihrer politischen Einstellung im Gefängnis seien, müssten freigelassen werden.