Tod nach Schlaganfall Weltweite Trauer nach Peres' Tod
Tel Aviv (dpa) - Der Tod des israelischen Altpräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Schimon Peres hat am Mittwoch weltweit Trauer ausgelöst.
Der 93-Jährige starb zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall in einem Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv.
Bei seiner Beerdigung am Freitag werden führende Persönlichkeiten aus aller Welt erwartet. Deutschland soll dabei von Bundespräsident Joachim Gauck vertreten werden, wie das Präsidialamt bestätigte.
„Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Shimon (Schimon) Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar“, erklärte Gauck in einem Kondolenzschreiben an seinen israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin.
Peres' Sohn Chemi übermittelte die Todesnachricht am Morgen im Scheba-Krankenhaus bei Tel Aviv. „Sein wichtigstes Anliegen war es immer, dem jüdischen Volk zu dienen“, sagte er. Dies habe sein Vater bis zu seinem letzten Tag getan.
Peres wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ostpolen geboren und wanderte 1934 nach Palästina ein. Er wurde auch als Vater des israelischen Atomprogramms bekannt. Peres war zweimal Israels Regierungschef und mehrmals Minister gewesen. Den Friedensnobelpreis hatte er 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem damaligen Ministerpräsidenten Izchak Rabin und dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat, erhalten. Von 2007 bis 2014 war er Staatspräsident. Trotz seines hohen Alters setzte er sich bis zuletzt unvermindert für eine Verständigung von Israelis und Arabern ein, unter anderem mit seinem Peres Center for Peace in Tel Aviv.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte bestürzt auf Peres' Tod. „Er war durchdrungen von dem Bestreben, einen Frieden herbeizuführen“, sagte Netanjahu bei einer Trauersitzung der israelischen Regierung. „Er war ein Mann des Friedens.“
Auch US-Präsident Barack Obama, der französische Präsident François Hollande, sein russischer Amtskollege Wladimir Putin und andere Spitzenpolitiker weltweit brachten ihre Trauer zum Ausdruck.
Zur Trauerfeier werden neben Hollande auch EU-Ratschef Donald Tusk und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton erwartet, wie das israelische Außenministerium mitteilte. Außerdem wollten der britische Kronprinz Charles und die niederländische Königinmutter Beatrix kommen. Erst wurde auch US-Präsident Barack Obama angekündigt, dies wurde jedoch später infrage gestellt, ebenso wie die Teilnahme der US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton.
Das Begräbnis soll am Freitag um 11.00 Uhr (10.00 Uhr deutscher Zeit) in Jerusalem auf dem Friedhof Herzl-Berg stattfinden. Peres' Sarg soll laut Fernsehberichten am Donnerstag im Parlament in Jerusalem aufgebahrt werden. Peres' Leibarzt Rafi Walden sagte, als letzten Beitrag für andere Menschen habe Peres seine Hornhäute gespendet.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) betonte, Peres habe sich für „die einzigartige Freundschaft zwischen Israel und Deutschland eingesetzt“. Peres habe 1986 als erster israelischer Regierungschef das damals geteilte Berlin besucht. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnete Peres als „Richtungsgeber für Versöhnung“.
Obama würdigte Peres als einen „Kämpfer für Israel“ und den Frieden im Nahen Osten. „Als Amerikaner stehen wir in seiner Schuld“, erklärte er. „Keiner hat über die Jahre hinweg mehr dafür getan als Schimon Peres, die Allianz zwischen unseren beiden Ländern aufzubauen - eine unzerbrechliche Allianz, die heute enger und stärker ist, als sie jemals war.“
Mit Schimon Peres habe Israel einen „eifrigen Fürsprecher für Frieden und Versöhnung verloren“, schrieben Bill und Hillary Clinton auf der Internetseite der Clinton-Foundation.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte: „Auch in der dunkelsten Stunde blieb er optimistisch für die Aussichten auf Versöhnung und Frieden.“
Russlands Präsident Wladimir Putin schrieb in einem Telegramm: „Jedes Mal begeisterte mich sein Mut und Patriotismus, seine Weisheit und Voraussicht - und die Fähigkeit, in das Wesen der kompliziertesten Fragen einzudringen.“
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas würdigte ihn als einen „Partner im Friedensschluss der Mutigen mit dem verstorbenen Präsidenten Jassir Arafat“. Die im Gazastreifen herrschende Hamas freute sich hingegen über den Tod des 93-Jährigen. Peres habe Kriegsverbrechen gegen die Palästinenser begangen und deren Blut vergossen, erklärte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri.