Anschlag in Straßburg Wer ist der mutmaßliche Straßburger Attentäter Chérif C.?
Straßburg · Mit seinen Schüssen in der weihnachtlichen Straßburger Innenstadt soll Chérif C. mehrere Menschen getötet haben. Auffällig war der junge Mann schon lange - aber nicht wegen terroristischer Taten.
Fahndungsbilder, schwerbewaffnete Polizisten bei Kontrollen, Terrorermittlungen: Zwei Tage haben die Behörden versucht, den den mutmaßlichen Täter von Straßburg zu fassen. Am Donnerstagabend wurde Chérif C., der in der Elsass-Metropole am Dienstagabend um sich geschossen haben soll, schließlich von den Einsatzkräften getötet. Was man über ihn weiß:
Was ist C. Hintergrund?
Der 29-Jährige hat nordafrikanische Wurzeln. In einem deutschen Gerichtsurteil für eine frühere Tat heißt es, er sei mit sechs Geschwistern in Straßburg aufgewachsen. Die Schule habe er mit einem dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss verlassen, aber keine Ausbildung gemacht. Danach habe er bei der Gemeinde gearbeitet. Seit 2011 sei er arbeitslos gewesen und nach eigener Aussage viel gereist.
Wie verlief die kriminelle „Karriere“ von C.?
Nach Angaben des französischen Innenministers Christophe Castaner wurde C. mit 13 Jahren das erste Mal verurteilt. Nach einem Urteil des deutschen Amtsgerichts Singen aus dem Oktober 2016 wurde C. bereits 2008 in Frankreich wegen mehrerer Einbruchdiebstähle zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt. 2013 belegte ihn ein Gericht im schweizerischen Basel wegen weiterer Einbruchdiebstähle mit einer weiteren Haftstrafe von anderthalb Jahren. Beide Strafen verbüßte er nur zum Teil. Vom Amtsgericht Singen wurde er dann im Oktober 2016 wegen schweren Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Von Januar bis Oktober 2016 saß er in Konstanz im Gefängnis, bis Ende Februar 2017 dann in Freiburg. 2017 wurde er nach Frankreich abgeschoben.
Wo wurde aus dem gewöhnlichen Kriminellen ein mutmaßlicher Islamist?
Nach Angaben des französischen Chefermittlers Rémy Heitz war C. der Gefängnisleitung im Jahr 2015 für seine Radikalisierung bekannt. Er war in der Sicherheitsakte „Fiche S“ geführt, einer Liste von Personen, die als radikalisiert gelten. Außerdem wurde er Heitz zufolge in der Sicherheitsakte FSPRT gelistet - hier geht es um die Überwachung von Menschen, denen die Behörden Taten bis hin zum Terroranschlag zutrauen. Wie der Sender France Info berichtet, wurde er dort seit Januar 2016 geführt. C. wurde vom Inlandsgeheimdienst DGSI überwacht - France Info zufolge seit seiner Freilassung aus der Haft 2015.
Nach Angaben des Staatssekretärs Laurent Nunez wurde während seiner Gefängnisaufenthalte festgestellt, dass Chekatt sich radikalisiert habe. Es habe nach Wissen der Behörden aber keine Versuche gegeben, nach Syrien zu gehen, um dort am Krieg teilzunehmen.
Die französischen Behörden gehen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur davon aus, dass sich der mutmaßliche Attentäter während seiner Haftzeit im Ausland radikalisiert hat. Den baden-württembergischen Justizbehörden fiel er allerdings nicht mit einer radikal-islamischen Gesinnung auf.
Fiel C. den Behörden im Gefängnis irgendwie auf?
In Konstanz gab es nach Angaben des baden-württembergischen Justizministeriums eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Mitgefangenen. Demnach fühlte sich C. „durch das Spiel von Mitgefangenen an einem Tischkicker gestört“. Zu schwerwiegenden Verletzungen kam es nicht. Beide Beteiligte beschuldigten einander der Körperverletzung; das Ermittlungsverfahren wurde am Ende eingestellt.
Warum wurde C. von den französischen Behörden als Radikaler geführt, aber nicht von den deutschen?
Die Schwelle für eine Speicherung in der französischen Datei „Fiche S“ für Radikale ist deutlich niedriger als für vergleichbare deutsche Datenbanken. Während die deutschen Behörden zur Zeit rund 760 sogenannte islamistische Gefährder zählen, sollen aktuell rund 20.000 Personen in Frankreich gespeichert sein.
Was weiß man über sein Umfeld?
Nach Informationen von France Info war C. oft in einer Straßburger Bar im Bezirk Neudorf. Diese wurde vor einigen Monaten wegen des Verdachts der Geldwäsche zur Finanzierung von islamischen Terrorismus geschlossen.