Westliche Geheimdienste kooperierten mit Gaddafi

In Tripolis gefundene Akten belegen: Auch deutsche Sicherheitsbehörden pflegten enge Kontakte zum Diktator.

Tripolis. Dass westliche Regierungschefs den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi hofierten, ist nicht neu. Neu aber ist die enge Zusammenarbeit zwischen westlichen Geheimdiensten und dem Regime.

„Lieber Moussa“, beginnt ein Brief der CIA an Libyens früheren Geheimdienstchef Moussa Koussa. Der US-Geheimdienst schlägt eine „engere Kooperation“ vor — „die ständige CIA-Präsenz in Libyen“.

Der Brief ist nur eines von hunderten Dokumenten, die von Mitgliedern der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Tripolis sichergestellt wurden. Die Schriftwechsel belegen, wie vor allem die CIA und der britische Nachrichtendienst MI6 mit den Schergen des Despoten Hand in Hand arbeiteten.

So habe die CIA unter anderem achtmal Terrorverdächtige in das für seine Folterpraxis bekannte Land zur Befragung geschickt, meldete die „New York Times“. Es wurden nicht nur rege Informationen über libysche Dissidenten ausgetauscht. Die CIA soll auch von US-Agenten im Ausland gekidnappte libysche „Terrorverdächtige“ gefoltert und Gaddafis Häschern ausgeliefert haben.

Eine CIA-Sprecherin kommentierte die Enthüllungen mit den Worten: „Es kann nicht überraschen, dass die CIA mit ausländischen Regierungen zusammenarbeitet, um unser Land gegen Terrorismus zu schützen.“

Unter den Fundstücken ist auch ein Brief des früheren britischen Premiers Tony Blair an Gaddafi-Sohn Saif al-Islam. Darin habe er diesem bei dessen Doktorarbeit geholfen. Der Brief von 2007 beginne mit den Worten „Lieber Ingenieur Saif“ und sei unterzeichnet mit „die besten Wünsche, hochachtungsvoll, Tony Blair“.

Auch Frankreich, Italien und Deutschland kollaborierten mit Gaddafi unter dem Etikett „Partnerschaft bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus“. Deutsche Sicherheitsbehörden erhielten vom libyschen Geheimdienst bereits vor mehr als zehn Jahren Informationen. Deutsche Anti-Terror-Experten reisten nach Libyen, um dortige Sicherheitskräfte zu trainieren. Auch Frankreich und Spanien schickten Ausbilder in die Wüste.