Auch Kritik aus NRW Bundesweiter Streit um die Sommerferien

Düsseldorf · Auch NRW stört sich daran, dass Bayern und Baden-Württemberg aus dem rollierenden Verteilungs-System ausscheren.

Ein Schüler malt in seinem Klassenraum „Sommerferien“ an die Tafel.

Foto: ZB/Patrick Pleul

Die Sommerferien sind den Deutschen lieb: Sechs Wochen Müßiggang, zeitlich in einem rollierenden System der 16 Bundesländer verteilt auf 85 Tage. Aber: Bayern und Baden Württemberg spielen eine Sonderrolle und besetzen eigenständig immer die letzten möglichen Ferienwochen. Zur Neuverhandlung (für 2025 bis 2030) dieses zuletzt für 2018 bis 2024 beschlossenen Systems gibt es jetzt Streit: Berlin, Hamburg und auch Nordrhein-Westfalen rütteln an der Sonderrolle der südlichen Bundesländer. Bis Herbst 2020 muss eine neue Regelung gefasst sein.

SPD und Grüne im Landtag kritisieren Bildungsrat-Pleite

„Jedes Gesetz und jede Regelung sollte von Zeit zu Zeit daraufhin überprüft werden, ob es noch sachgerecht, zeitgemäß und zwischen den Ländern eine faire Lösung ist. Das gilt auch für die komplizierte Sommerferienregelung“, sagt Schulministerin Yvonne Gebauer. Soll heißen: Die Sonderrolle hält sie für unfair.

Eva-Maria Voigt Küppers, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende fordert „einen Kompromiss, der allen gerecht wird, Interessen von Familien berücksichtigt und Staus verhindert“ und hielt den gerade gescheiterten Nationalen Bildungsrat für den richtigen Verhandlungsort. „Völlig unverständlich ist, dass Laschet das Scheitern des Bildungsrats begrüßt. Dabei hatte er ihn in den Berliner Koalitionsgesprächen mit vereinbart.“ Auch Sigrid Beer (Grünen-Fraktion) hält es für einen Fehler, die „Kooperationsbemühungen vor die Wand laufen zu lassen“.

Pflöcke eingeschlagen hat Bayern: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat im Zuge der Ankündigung, den Bildungsrat zu ignorieren auch klargemacht, dass Veränderung der Ferienregelung ausgeschlossen sei: „Das bayerische Abitur bleibt bayerisch, übrigens genauso, wie die Ferienzeiten bleiben, wir wollen auch die nicht angleichen.“ Dagegen steht das Interesse anderer. Berlin und Hamburg machen sich für neue Regeln stark: Die freien Tage sollen weniger gestreckt sein, weil je nach Rotation bei einem Wechsel von einem späten auf einen frühen Termin sich das Schuljahr auf bis zu einen Monat verkürzt. Deren Wunsch: Generell sollen die Sommerferien erst ab 1. Juli beginnen und die Termine enger zusammenrücken.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) droht Söder: „Dieser Schuss wird nach hinten losgehen: Jetzt wird jedes Land wie Bayern die Sommerferien im Alleingang festlegen. Viel Spaß auf den langen bayerischen Autobahnen.“ Weitere Argumente: Bei späterem Ferienbeginn sind die Temperaturen höher. Außerdem erleichtert das die Möglichkeit, Pfingstferien zu installieren – andernfalls liegen zwischen Oster-, Pfingst- und Sommerferien zu wenig Zeit. Der Grund für die Süd-Sonderrolle ist veraltet: Schulkinder sollten bei der Ernte helfen können. „Das ist wie im Klassenraum: Es kann nicht jeder machen, was er will“, sagt Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der GEW.