CDU-Machtkampf Kanzleramtsminister Braun kündigt Kandidatur für CDU-Vorsitz an - Röttgen will sich bald äußern
Der Machtkampf nimmt Fahrt auf. Im Rennen um den Posten des CDU-Vorsitzenden gibt es eine erste Kandidatur.
Im Rennen um den Posten des CDU-Vorsitzenden gibt es eine erste Kandidatur: Kanzleramtsminister Helge Braun ließ am Donnerstag seine Bewerbung um die Nachfolge von Parteichef Armin Laschet ankündigen. Am Freitag wolle Braun vor dem Vorstands seines Landesverbands in Hessen "die Gründe für seine Bewerbung" vorstellen, sagte ein Sprecher der Hessen-CDU der Nachrichtenagentur AFP. Der CDU-Abgeordnete Norbert Röttgen kündigte für Freitagmorgen eine Pressekonferenz zum Thema Kandidatur an.
Ob Röttgen bei dem Auftritt vor der Bundespressekonferenz seiner neuerliche Kandidatur für den CDU-Bundesvorsitz erklären will, war zunächst unklar. Sein Büro wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.
Der 49-jährige Braun gilt als enger Vertrauter der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel, der er seit März 2018 als Kanzleramtsminister dient. Dem Bundestag gehört er - mit einer Unterbrechung - seit 2002 an. Braun ist studierte Mediziner; er spielte eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Merkels Corona-Politik. Offiziell nominiert werden für die Kandidatur um den CDU-Vorsitz soll er nach Parteiangaben durch seinen Heimatkreisverband in Gießen.
Als weiterer möglicher Kandidat für den CDU-Chefposten gilt neben Braun und Röttgen noch der Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz. Er hielt sich am Donnerstag aber weiterhin bedeckt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte am Vortag seinen Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur erklärt.
Aus dem Lager von Merz kam am Donnerstag Kritik an Brauns Plänen. Von einer "Schnapsidee", einer "Harakiri-Mission" und einem "letzten verzweifelten Versuch des Establishments" war gegenüber AFP die Rede. Dem Vernehmen nach führte Merz hinter den Kulissen intensive Gespräche, um ein möglichst breit aufgestelltes Team zur Unterstützung einer möglichen Bewerbung zusammenzustellen.
Mit Bildungsstaatssekretär Michael Meister (CDU) hatte sich bereits am Mittwoch ein Unterstützer Brauns aus der Deckung gewagt. Meister, der wie Braun aus Hessen stammt, empfahl ihn als neuen CDU-Vorsitzenden. "Helge Braun ist ein kluger Kopf mit Ideen für die Zukunft", sagte Meister den RND-Zeitungen. "Er kann präzise Botschaften formulieren und durchdringt komplexe Sachverhalte."
Anwärter auf die Nachfolge von CDU-Chef Laschet können sich noch bis zum 17. November melden. Sie benötigen dafür die Unterstützung eines Landes- oder Bezirksverbands. Im Dezember soll ein Mitgliederentscheid über die Kandidaten stattfinden. Erhält kein Kandidat die absolute Mehrheit, ist ein Stichentscheid der Basis geplant. Offiziell ins Amt gewählt werden soll der neue Parteichef auf einem Parteitag am 21. und 22. Januar in Hannover.
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