Neuer US-Präsident Eine Herkulesaufgabe für Joe Biden

Meinung · Die zum Glück kurze Ära von Donald Trump ist nun endlich vorbei. Was jetzt auf Biden zukommt ist nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich. Er muss seine Macht gut zu nutzen wissen. Ein Kommentar.

Präsident Joe Biden salutiert, während seine Frau Jill auf den östlichen Stufen des US-Kapitols ihre Hand auf ihr Herz legt, nachdem Biden als 46. US-Präsident vereidigt wurde.

Foto: dpa/David Tulis

Es ist vollbracht. Die Vereinigten Staaten von Amerika und die ganze Welt haben Donald Trump hinter sich. Welch ein Glück, zumindest für den Augenblick. Was aus den USA wird, wie die Supermacht sich ins Nationengefüge eingliedern will, steht in den Sternen. Zunächst hat der neue Präsident zu Hause einiges  zu erledigen. Er muss möglichst schnell das Vertrauen jener gewinnen, die ihn nicht nur nicht gewählt, sondern auch seinen Vorgänger ausdrücklich unterstützt haben. Biden muss andere Töne anschlagen, versöhnliche und gleichzeitig Taten folgen lassen, die den Eindruck untermauern, dass er der Präsident aller US-Amerikaner sein will. Eine Herkulesaufgabe.

Auf dem Papier müsste Biden dieser Herausforderung gewachsen sein. Denn das Amt, das er seit Mittwoch ausübt, verleiht ihm gewissermaßen Superkräfte. Was geschehen kann, wenn sie in falsche Hände geraten, hat Donald Trump mehr als nur angedeutet. Die dunkle Macht gipfelte zunächst in einer exorbitant gestiegenen Zahl von vollstreckten Todesurteilen. Dabei machte der abgewählte Präsident auch vor einer Täterin nicht halt, die ganz offenkundig nicht Herr ihrer Sinne war. In jedem anderen demokratischen Land wäre das ein Tabubruch, wenn es dort Todesstrafe noch gäbe. Was ein so übermächtiger Präsident noch alles bewerkstelligen kann, wenn ihm nichts zu peinlich ist, bewies Trump auf der Zielgeraden seiner zum Glück kurzen Ära auch damit, dass er unter anderem seinen rechten Chefhetzer Steve Bannon begnadigte, dem wegen Betruges im Mai der Prozess gemacht werden sollte.

Die Untaten Trumps zeigen, welche Last auf Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika liegt. Sie können sich jederzeit über die Demokratie und demokratische Gepflogenheiten hinwegsetzen und haben dabei immer die Hand am Koffer mit den Atomwaffencodes.  Sie sind qua Amt also in der Lage, die Erde gewissermaßen stillstehen zu lassen. Wenn die USA eines Tages wieder zur Ruhe gekommen sind, finden sie vielleicht die Zeit, sich mit ihrer Definition von „Präsident“ zu beschäftigen. Trump hat demonstriert, wie notwendig das ist.