Ärgernis „Elefantenrennen“: SPD will Lastwagen ausbremsen
Generelles Lkw-Überholverbot für alle Autobahnen mit nur zwei Spuren für die Ferienzeit. Verbände reagieren mit Skepsis.
Berlin. Manchmal können die Polizisten im Streifenwagen sogar genau mitstoppen: Zwei Minuten und 35 Sekunden dauerte ein spezielles Überholmanöver mit vier Sattelschleppern Ende Juni auf der Autobahn 38 in Thüringen.
Mehr als fünf Kilometern lang rollten zwei Lkw auf der linken Spur und zwei auf der rechten Spur nebeneinander her. „Elefantenrennen“ nennen Verkehrsexperten solche Aktionen, die an den Nerven zahlreicher Pkw-Fahrer zerren. Ein Vorstoß der SPD hat die Debatte über Gegenmaßnahmen neu entfacht.
Die Diskussion solle endlich auf den Punkt gebracht werden, sagt der im SPD-Wahlkampfteam für Verkehr zuständige Fraktionsvize Florian Pronold. Sein „einfacher und unbürokratischer“ Vorschlag: ein generelles Lkw-Überholverbot auf Autobahnen mit nur zwei Spuren während der großen Urlaubsreisewelle von Juli bis Ende August.
Das sorge für Klarheit angesichts eines „Flickenteppichs“ von Überholverboten für bestimmte Abschnitte. Dafür könne eine Verordnung ergänzt werden, die zur Entlastung während der Ferien schon jetzt ein Samstagsfahrverbot für größere Lkw von sieben bis 20 Uhr verhängt.
Weil sie langsamer fahren als die meisten Pkw, werden Lastzüge zum Hindernis für den Verkehrsfluss auf Autobahnen — vor allem, wenn sie aus der rechten Spur ausscheren. Dabei gilt auch für Lkw die Vorgabe der Straßenverkehrsordnung: „Überholen darf nur, wer mit wesentlich höherer Geschwindigkeit als der zu Überholende fährt.“
Die Rechtsprechung legt fest, dass dies eine Tempo-Differenz von mindestens zehn Kilometern pro Stunde bedeutet. Doch tatsächlich quälen sich schwere Transporter — für sie gilt ab 3,5 Tonnen ein Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde — mühsam aneinander vorbei.
Sie sind uneins über die Idee. „Kontraproduktiv“, lautet die Einschätzung des ADAC. Wenn Brummifahrer stundenlang auf der rechten Spur hintereinander herfahren, ermüde das. Alle Lkw auf der rechten Spur ergäben zudem rasch eine undurchdringbare Schlange. „Auffahren auf die Autobahn und Abfahren wird für Pkw-Fahrer zur echten Herausforderung.“
Der Auto Club Europa (ACE) macht sich dagegen schon länger für ein solches Verbot stark, um Unfälle und Staus zu vermeiden. Da sei es schade, dass die SPD die Idee nun erst im Wahlkampf aufgreife. „Vielleicht wäre es gescheiter gewesen, am Anfang der Legislaturperiode einen Antrag im Bundestag einzubringen.“
Im Speditionsgewerbe stoßen generelle Lkw-Überholverbote auf wenig Begeisterung. Anders als Regelungen für bestimmte Strecken oder Tageszeiten brächte das kein Plus für Verkehrsfluss und Sicherheit, heißt es beim Bundesverband Güterkraftverkehr.
Die Gewerkschaft der Polizei kann einem Sommer- Überholverbot dagegen etwas abgewinnen. Das Ziel müsse sein, auf den jeweiligen Fahrspuren möglichst gleiche Geschwindigkeiten zu erreichen, damit der Verkehr rollt, sagt der Vorsitzende Oliver Malchow.