ARD-Fernsehteam in China angegriffen
Peking/Berlin (dpa) - Aus Protest gegen den brutalen Angriff auf ein ARD-Fernsehteam in China hat die Bundesregierung am Freitag den Gesandten der chinesischen Botschaft einbestellt.
Die Volksrepublik müsse „alles tun, damit sich derartige Vorfälle nicht wiederholen“, teilte das Auswärtige Amt anschließend mit. Dies sei dem Diplomaten auch deutlich gemacht worden. Der Gesandte vertrat den Botschafter der Volksrepublik, der sich derzeit nicht in Deutschland aufhält.
Nach Angaben der ARD-Korrespondentin Christina Adelhardt wurde das Team am Donnerstag von Schlägern angegriffen, als es in der nordchinesischen Provinz Hebei unterwegs war. Die Reporter - neben Adelhardt noch zwei deutsche ARD-Journalisten und zwei chinesische Kollegen - hätten im Dorf Da Yan Ge Zhuang Bilder für einen Bericht zum Thema Verstädterung gedreht.
Adelhardt sagte, inzwischen ermittle die Polizei. Ein Polizist habe ihr gesagt, einige Dorfbewohner hätten sich durch die Aufnahmen beleidigt gefühlt, berichtete die TV-Journalistin weiter. Die ARD hätte zunächst eine Dreherlaubnis einholen sollen. Nach Angaben des Verbands der Auslandsjournalisten in Peking ist das Filmen an öffentlichen Orten jedoch auch ohne Genehmigung erlaubt.
Die Schläger hätten sie zunächst im Auto verfolgt und versucht, einen Unfall herbeizuführen, schilderte Adelhardt den Angriff. Dann hätten sie das Team zum Halten gezwungen, das Auto umstellt und mit Fäusten gegen die Fenster geschlagen. „Es ist uns gelungen zu entkommen, aber bei der Verfolgungsjagd haben sie absichtlich unser Auto gerammt.“ Dann hätten die Schläger die Windschutzscheibe mit Baseball-Schlägern zerschlagen.
Die Journalisten hätten erneut starten können, seien aber weiter verfolgt worden. Sie hätten erst angehalten, um Verkehrspolizisten um Hilfe zu bitten. „Die Angreifer schlugen weiter auf das Auto ein. Es kamen noch mehr Polizisten, und sie stoppten die Angreifer.“ Die Polizei brachte die Journalisten demnach auf eine Wache der Stadt Sanhe. Dort hätten sie 16 Stunden warten müssen.
Die Situation für ausländische Journalisten in China hat sich verschlechtert, seit die kommunistische Regierung Anfang 2011 die Versuche von Aktivisten unterdrückt hat, für mehr Demokratie zu protestieren. Im vergangenen Jahr wurden die Visa zweier Berichterstatter in Peking nicht verlängert.
In China ist das Außenministerium für die Akkreditierung ausländischer Journalisten zuständig. Sie werden aber vom einflussreicheren Ministerium für Öffentliche Sicherheit überwacht, das auch die Visa ausgibt. Die Polizei vor Ort kann zudem jedes Ereignis und jeden Platz zum „heiklen Fall“ erklären - was damit tabu für Journalisten ist.