Berliner Architekturbüro Absage an Bewerber: „Bitte keine Araber“

Düsseldorf · Ein Architekturbüro verschickt eine rassistische Mail. Das Unternehmen spricht von „einem Missverständnis“.

In einem anonymisierten Bewerbungsverfahren, also ohne Name und Foto, soll die Qualifikation der Bewerber im Vordergrund stehen.

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„Bitte keine Araber“. Kurz, bündig und rassistisch ist die Absage, die ein Berliner Architekturbüro im Jahr 2020 an einen Bewerber schickte. Ein junger Mann hatte sich um einen Praktikumsplatz beworben. Die Absage hat er auf Facebook geteilt. Seinem Account zufolge stammt er aus Ägypten, hat dort studiert und ist aktuell an der Hochschule Anhalt eingeschrieben. In kurzer Zeit hat sich sein Post in allen sozialen Netzwerken verbreitet.

Auf seiner Webseite präsentiert sich das Architekturbüro international. „Wir beschäftigen aktuell Mitarbeiter aus neun Nationen und sind auf drei Kontinenten aktiv. Auch im arabischen Raum haben wir gerne und erfolgreich mit Partnern vor Ort gearbeitet“, schreibt der Geschäftsführer Oliver Kühn in seiner Stellungnahme zum Fall. Auf der Homepage symbolisieren 30 verschiedene Flaggen die Herkunftsländer der bisherigen Mitarbeiter.

Reines „Missverständnis“

Folglich sei die Absage ein reines „Missverständnis“. Die Bewerbung sei „versehentlich einer laufenden Stellenausschreibung für Projekte in China zugeordnet“ worden. Da der Bewerber die Voraussetzungen dafür nicht erfüllte, sei die Bewerbung an das Sekretariat „mit verkürztem Kommentar zurückgeschickt“ worden, teilt Kühn mit. Die Mail beginnt mit „Liebe...“, keine Anrede für einen Bewerber, sondern eine Kollegin. Allerdings ließ Kühn die Frage, inwiefern „bitte keine Araber“ die fehlende Qualifikation verkürzt darstellt, unbeantwortet.

Die Absenderin ist offensichtlich eine Architektin, die nach eigenen Angaben von 2003 bis 2016 Professorin für Architekturtheorie und Entwurf an der Hochschule Ostwestfalen Lippe war. Derweil habe sich das Architekturbüro bei dem Bewerber entschuldigt. „Er hat diese akzeptiert“, heißt es in der Stellungnahme. Nichtsdestotrotz hat der Bewerber Chancen auf eine Entschädigung. Denn im allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist festgeschrieben, dass niemand aufgrund seiner ethnischen Herkunft, Rasse, Religion, sexuellen Identität oder wegen seines Geschlechts, Alters, Behinderung oder Weltanschauung benachteiligt werden darf. Das Architekturbüro respektiere dieses Gesetz „selbstverständlich“.

Anonyme Bewerbungen gegen Diskriminierung

Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt ist keine Seltenheit. Laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist die Chance auf ein Bewerbungsgespräch für Bewerber mit ausländischem Namen um 24 Prozent geringer als für Bewerber mit deutschem Namen. „Das ist definitiv kein Einzelfall. Die Diskriminierung zieht sich durch alle Bereiche, von der freien Wirtschaft bis in die öffentliche Verwaltung“, sagt Gülgün Teyhani vom Antirassismus-Informations-Centrum Duisburg. So offensichtlich wie in Berlin seien die Fälle zwar nicht, aber die Vermutung liege oft nahe. „Bei gleicher Ausgangssituation machen wir die Erfahrung, dass zum Beispiel bei Beförderungen Menschen mit Migrationshintergrund nicht in Betracht kommen.“ Ihnen werde nicht die gleiche Fachkompetenz zugetraut.

Einerseits liege das an Vorurteilen aus der Sozialisation heraus, andererseits an bewusster Ausgrenzung, meint Teyhani. Sie unterstützt Menschen dabei, unzulässiger Benachteiligung entgegenzutreten. Um gegen die Diskriminierung anzugehen, schlägt Tayhani anonymisierte Bewerbungen vor. Denn allein ein Name würde Stereotype hervorrufen. Zudem fordert sie mehr Sensibilität und „Empowerment“ für Betroffene. Empowerment beschreibt Ermächtigungsstrategien, um Interessen selbstbestimmt und selbstbewusst zu vertreten.

Seit der Veröffentlichung der Mail wurden unzählige Kommentare durch die Netzwerke gespült. Größtenteils Unterstützung für den jungen Mann, für das Architekturbüro hagelt es negative Bewertungen und sogar Gewaltaufrufe.