Korruptionswahrnehmungsindex Bulgaren erleben mehr Korruption als Menschen in Ruanda
Berlin (dpa) - Die Bürger der EU-Staaten Rumänien und Bulgarien leiden stärker unter staatlicher Korruption als etwa Menschen in Ruanda oder Saudi-Arabien.
Das geht aus dem aktuellen Korruptionswahrnehmungsindex hervor, den Transparency International (TI) veröffentlicht hat. Der Index misst die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor auf der Grundlage von Expertenbefragungen.
Er sieht Rumänien derzeit auf Platz 59. Bulgarien auf Rang 71. Ruanda belegt Platz 48, Saudi-Arabien teilt sich den 57. Platz mit EU-Mitglied Kroatien. Das Schlusslicht (Platz 180) bildet, wie schon in den Vorjahren, Somalia. Den Spitzenplatz hält aktuell Neuseeland, gefolgt von Dänemark und Finnland. Deutschland sank im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze ab auf Rang Zwölf.
Osteuropa und die Staaten Zentralasiens erreichten auf der TI-Skala diesmal nur einen Wert von 34 und schneiden damit auch insgesamt kaum besser ab als die afrikanischen Staaten südlich der Sahara (32). Zum Vergleich: den besten Wert erzielt Westeuropa (66), gefolgt von Nord- und Südamerika sowie der Asien-Pazifik-Region (jeweils 44).
Besorgt zeigte sich die Antikorruptions-Organisation über die Entwicklung in Ungarn. Die Partei von Ministerpräsident Viktor Orban hatte mit dem Versprechen, die Korruption zu bekämpfen, zwar Wähler mobilisieren können. Was die von den Experten beklagte Korruption angeht, so hat sich die Situation in Ungarn in den vergangenen sechs Jahren jedoch verschlechtert. Wurde 2012 noch ein Wert von 55 gemessen, so landet das Land aktuell mit einem Wert von 45 auf Platz 66. Damit liegt Ungarn einen Platz über dem Senegal, dem Transparency für die vergangenen Jahre deutliche Fortschritte in Sachen Korruptionsbekämpfung bescheinigt.
„Es besteht nicht nur ein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen des Index und den Angriffen auf die Meinungsfreiheit, sondern es lässt sich auch eine Korrelation mit dem schrumpfenden Freiraum für Nichtregierungsorganisationen nachweisen“, sagte die TI-Vorsitzende Delia Ferreira Rubio. In Ungarn müssen sich Vereinigungen, die Hilfen in Höhe von mehr als 24 000 Euro im Jahr von ausländischen Gebern erhalten, gerichtlich registrieren und in allen Publikationen die Bezeichnung „auslandsgeförderte Organisation“ anführen.