Ersatz für den Zivildienst wird zum Flop
Die Wohlfahrtsverbände schlagen Alarm: Kurz vor Start des neuen Freiwilligendienstes fehlen die Bewerber.
Berlin. Der neue Freiwilligendienst, der den Zivildienst ablösen soll, droht zum Flop zu werden. Kurz vor seinem Start haben sich offenbar erst wenige Freiwillige gemeldet. Die Wohlfahrtsverbände befürchten einen erheblichen Bewerbermangel. Der Dienst soll vom 1. Juli an den zuletzt noch sechsmonatigen Zivildienst zumindest teilweise ersetzen. Hintergrund ist die Abschaffung der Wehrpflicht.
Nach Informationen des „Focus“ haben sich bislang weniger als 2000 Interessierte gemeldet. Die Bundesregierung plant aber bis zum kommenden Jahr mit rund 35.000 Freiwilligen. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums sind derzeit noch knapp 20 000 sogenannte Zivis im Dienst, vergangenes Jahr waren es noch 45.000.
Der Hauptgeschäftsführer des paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, sagte: „Da wird sich in jedem Fall eine Lücke auftun.“ Bei den anderen großen Verbänden — Caritas, Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Diakonie und Awo — sieht es ähnlich aus. Bislang gibt es bei den fünf großen Verbänden nur etwas mehr als 1000 Zusagen.
Der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, Leonhard Stärk, sprach von einer „Riesen-Katastrophe“ für den Sozialbereich. Die Leidtragenden sind demnach Senioren, Behinderte und Kinder. Zeitintensive „humanitäre Extras“ wie Spaziergänge, Gespräche und Fahrdienste werden wegfallen, sagt DRK-Sprecherin Svenja Koch. Awo-Chef Wolfgang Stadler sprach von einem „Wegbrechen der Lebensqualität“ hilfsbedürftiger Menschen.
Das Bundesfamilienministerium geht dagegen weiter von einem Erfolg aus: „Das Interesse am Bundesfreiwilligendienst ist schon jetzt enorm, obwohl der richtige Schub erfahrungsgemäß erst nach den Sommerferien kommt, wenn die Studienplätze vergeben wurden“, sagte Staatssekretär Josef Hecken. Red