Trendwende? Friedlichste 1. Mai-Demos in Berlin und Hamburg seit Jahren
Berlin/Hamburg (dpa) - Die Demonstrationen und Proteste zum Tag der Arbeit sind nach Einschätzungen der Polizei in Berlin und Hamburg diesmal so friedlich verlaufen wie lange nicht mehr. Die Gewerkschaft der Polizei hofft nun auf eine Trendwende weg von Krawall und Gewalt.
„Am 1. Mai sollten Themen wie gerechte Löhne, Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Folgen der Digitalisierung die Berichterstattung in den Medien dominieren und nicht Bilder von Krawall und Zerstörung“, sagte der Bundesvorsitzende Oliver Malchow.
Mit 20 Beamten in Berlin wurden so wenige Polizisten verletzt wie noch nie seit Beginn der Ausschreitungen in Kreuzberg am 1. Mai 1987. Bei heftigen Straßenschlachten rund um den 1. Mai waren in Jahren wie 1989 und 2009 zum Beispiel 300 bis 400 Beamte verletzt worden.
Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma vermutlich durch einen Böller, ein weiterer eine Handverletzung ohne Fremdeinwirkung, wie die Polizei in ihrer Bilanz des Feiertags mitteilte. Insgesamt wurden 103 Menschen festgenommen, unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Widerstandes und Sachbeschädigung. Es gab knapp 200 Strafanzeigen. 5170 Polizisten waren in der Hauptstadt im Einsatz, darunter 1581 aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei.
Die Hamburger Polizei sprach vom „friedlichsten Einsatzverlauf seit Jahren.“ Es wurden mehrere Böller gezündet und einige Autos zerkratzt. Kurzzeitig wurde der Demozug wegen eines Pyrotechnik-Einsatzes gestoppt.
Hamburgs Polizeisprecher Timo Zill sieht eine „verstetigte Entwicklung“. „Wenn man sich die 1. Mai-Demonstrationen der letzten Jahre in Hamburg anguckt, dann stellt man fest, es ist Stück für Stück ruhiger geworden.“ In dieser „Tradition“ sei nun auch dieser 1. Mai zu sehen - die schweren Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel im vergangenen Juli müssten dagegen als „Sondereffekt-Veranstaltung“ verbucht werden.
Bei der Demonstration zählte die Polizei 2200 Teilnehmer, die von rund 1400 Polizisten aus Hamburg, Schleswig-Holstein und von der Bundespolizei begleitet wurden.