Qualität des Unterrichts Kauder warnt vor drohendem Bildungsnotstand

Berlin (dpa) - Unionsfraktionschef Volker Kauder befürchtet, dass der Lehrermangel dramatische Folgen haben könnte. „Der Beginn des Schuljahres in vielen Bundesländern hat gezeigt, dass unser Land in Gefahr ist, langsam in einen Bildungsnotstand hineinzulaufen.“

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Das sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage sei zwar von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Es sei aber alarmierend, „wenn der Lehrerverband von 40.000 fehlenden Pädagogen spricht und in Berlin fast zwei Drittel der neu eingestellten Lehrer an den Grundschulen Quereinsteiger sind“.

Dass diese Menschen nun die Kinder unterrichten wollten, verdiene zwar Anerkennung. „Ich mache mir aber große Sorgen über die Qualität des Unterrichts“, sagte Kauder. Notwendig sei „in Kürze eine ehrliche Bestandsaufnahme, wie sich die Lage quer durch die Republik darstellt“.

Dass trotz der steigenden Geburtenzahl nicht schnell genug reagiert worden sei, verstehe er nicht. „Und - das ist eine Kritik, die ich auch an manche CDU-Kultusminister richte - es ist natürlich nicht akzeptabel, wenn Länder Lehrer nur bis zu den Sommerferien anstellen und sie dann in die Arbeitslosigkeit schicken.“ Wer sich so verhalte, dürfe sich nicht wundern, wenn die Lehrkräfte im September dann nicht mehr bereit stünden. „Das ist auch eine Frage der Anerkennung des Berufs des Lehrers“, fügte er hinzu.

Der Deutsche Lehrerverband hatte zuletzt geschätzt, dass aktuell 10.000 Lehrerstellen unbesetzt und weitere 30.000 notdürftig, etwa mit Quereinsteigern, besetzt sind. Besonders kritisch sei die Situation an Grund- und Förderschulen.

Neben Bildung sind es zur Zeit nach Einschätzung von Kauder vor allem die Themen Migration und Wohnen, die bei den Bürgern Unsicherheit auslösen. Bund, Länder und Gemeinden müssten sich zu einem Kraftakt aufraffen, um mehr Wohnraum zu schaffen, „am 21. September muss dazu auf dem Wohngipfel der Startschuss gegeben werden“, sagte er. Er hoffe, die SPD werde sich bald von der Illusion verabschieden, das Problem über preisliche Vorgaben und die „Mietpreisbremse“ lösen zu können.

Hart bleiben will Kauder gegenüber der SPD-Forderung, abgelehnte Asylbewerber zu Fachkräften umzudeklarieren. Er verstehe zwar, dass es Einzelfälle geben könne, wo sich mancher frage, warum ein bestimmter Asylbewerber abgeschoben werde, obwohl er integriert war. Wenn man nun aber „groß herausstellen würde, wir lassen auch für abgelehnte Asylbewerber unter bestimmten Voraussetzungen generell einen Spurwechsel zu, dann senden wir eine falsche Botschaft in die Welt“. Schlepper könnten das dann so verkaufen, „dass in Deutschland jeder aufgenommen wird, der letztlich Arbeit findet“ - auch wenn es eigentlich nur um die Zuwanderung von Fachkräften gehen soll. Diesen unerwünschten Effekt könne man auch durch eine Stichtagsregelung, wie sie die SPD vorgeschlagen hatte, nicht vermeiden.