Preiserhöhungen Kunden zahlen 600 Million Euro zu viel für Strom

Berlin · Zum Jahresbeginn kommen Preiserhöhungen. Studie der Grünen beklagt Abzocke. Versorger würden 600 Millionen Euro zu viel verlangen.

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Die Bundesbürger müssen 2019 für Strom deutlich tiefer in die Tasche greifen. So haben bereits rund 430 Versorger Strompreiserhöhungen angekündigt. Doch aus Sicht der Grünen handelt es sich dabei zum Teil um Abzocke. So kommt eine neue Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion zu dem Ergebnis, dass die Konzerne im kommenden Jahr rund 600 Millionen Euro zu viel bei ihren Kunden abkassieren werden.

Im Schnitt beträgt der Anstieg 1,5 Cent pro Kilowattstunde, also knapp fünf Prozent. In der Studie der Grünen, die unserer Redaktion vorliegt, heißt es, die Bandbreite der Erhöhungen sei sehr groß – „neben einigen Unternehmen, die ihre Preise senken, fallen eine Reihe von Unternehmen mit drastischen Preiserhöhungen auf“. Die Versorger würden sich auf gestiegene Beschaffungskosten und Netzentgelte berufen.

Energieexperte Gunnar Harms, der für die Grünen die Marktsituation umfassend analysiert hat, kommt indes zu dem Ergebnis, dass sich durch höhere Beschaffungskosten maximal eine Preissteigerung von einem Cent pro Kilowattstunde begründen lässt. Auch würden die steigenden Netzentgelte durch sinkende Abgaben wieder ausgeglichen. Das Fazit des Experten: „Die Konzerne verlangen im Mittel 0,5 Cent zu viel von ihren Kunden.“ Hochgerechnet auf den Strombedarf aller Haushaltskunden  „ergibt sich ein Betrag von circa 600 Millionen Euro, der von den Unternehmen zu viel vereinnahmt wird“. Laut dem Vergleichsportal Verivox wird eine Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden jährlich 55 Euro mehr bezahlen müssen.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer kritisierte das Vorgehen der Stromversorger. „Es ist immer das gleiche Spiel: Sinken die Beschaffungskosten wie in den letzten Jahren, geben die Energieversorger das nicht oder nur unzureichend an ihre privaten Endkunden weiter“, so der Grüne. „Steigen sie dagegen wie dieses Jahr, legen die Versorger noch ordentlich einen Schnaps oben drauf.“ Ein großer Teil der Verbraucher mache „immer noch klaglos jede noch so ungerechtfertigte Preiserhöhung seines Versorgers mit“. Die Unternehmen würden offenbar darauf setzen, „dass die allermeisten Kunden vergesslich sind und nicht wechseln“. Doch mit dem Wechsel des Anbieters, so Krischer weiter, könne man unter Umständen „eine Menge Geld sparen“. Tipps zum Anbieterwechsel finden sich im Internet bei diversen Vergleichsportalen.