„Propaganda-Offensive“: Koran-Verteilung alarmiert Politik
500 Exemplare in Wuppertal ausgegeben. Härteres Vorgehen gegen Missionierungsnetze von Salafisten geplant.
Berlin/Wuppertal. Politiker und Behörden wollen angesichts der Koran-Aktion von Salafisten schärfer gegen Radikalisierungstendenzen bei Muslimen vorgehen. Das Thema soll auf Wunsch von Unionspolitikern auf der Islamkonferenz am Donnerstag eine wichtige Rolle spielen.
Trotz aller Kritik verteilten Anhänger der radikal-islamischen Salafisten-Bewegung am Samstag in mehreren deutschen Innenstädten, auch in Wuppertal, wieder Hunderte kostenlose Koran-Exemplare an Passanten. Allerdings traten sie in weniger Städten auf als im Internet angekündigt.
Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes steht das Netzwerk „Die wahre Religion“ um den radikalen Prediger Ibrahim Abou Nagie hinter der Aktion. Er wolle die Verteilung von Koran-Ausgaben weiter fortsetzen, obwohl er täglich vom Verfassungsschutz „terrorisiert“ werde und unter der „Medienhetze“ leide, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS).
Die Staatsanwaltschaft Köln will ein Strafverfahren gegen den umstrittenen Prediger wegen des Aufrufes zu einer Straftat zu den Akten legen, wie ein Sprecher bestätigte. Eine Überprüfung habe ergeben, dass der Vorwurf strafrechtlich nicht relevant sei.
Die Sicherheitsbehörden prüfen nach einem Bericht der „FAS“ ein schärferes Vorgehen gegen salafistische Missionierungsnetze in Deutschland. Abou Nagie sei ein „wirklich gefährlicher Islamist“, dessen Aktion der Verbreitung des religiös motivierten Extremismus diene, sagte ein Sprecher des hessischen Verfassungsschutzes der Zeitung.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) will sich bei der Islamkonferenz in Berlin für ein Präventionskonzept im Kampf gegen die Radikalisierung junger Muslime einsetzen. „Angesichts der Propaganda-Offensive der Extremistengruppe müssen wir alles daran setzen, dass junge Menschen nicht in die Fänge der Salafisten geraten“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Die Organisatoren der Koran-Aktion „Lies!“ hatten für Samstag in mehr als 30 Städten Info-Stände angekündigt. Es waren dann jedoch weniger. In Berlin, wo Passanten am Potsdamer Platz die heilige Schrift des Islams angeboten wurde, verteilten die Salafisten nach eigenen Angaben 1500 Exemplare, in Wuppertal 500. Es sei „sehr, sehr gut gelaufen“, sagte ein Salafist. dpa/Red