Rechtsrock an Bord: Neuer Wirbel um Segelschulschiff „Gorch Fock“
Rostock/Kiel (dpa) - Neuer Wirbel um das Segelschulschiff „Gorch Fock“: Crewmitglieder sollen einem NDR-Bericht zufolge bei der Arbeit an Bord laut Rechtsrock gehört haben.
Die Überprüfung des Vorfalls ergab nach den Worten von Marinesprecher Uwe Rossmeisl, dass der abgespielte Titel nicht als jugendgefährdend auf dem Index steht. Die Band sei derzeit nicht als rechtsextreme Musikgruppe eingestuft, damit sei keine strafrechtliche Relevanz gegeben, sagte er am Donnerstag. „Der Verdacht eines Dienstvergehens entfällt.“
Das Abspielen nicht verbotener, jedoch „grenzwertiger“ Musik sei dennoch nicht nur eine Frage des Geschmacks. Alle Vorgesetzten stünden vor der permanenten Herausforderung, ihre Untergebenen zu sensibilisieren. „Das Thema Rechtsextremismus steht in der Marine wie in der Bundeswehr insgesamt im Fokus aufmerksamer Beobachtung, und extremistischen Tendenzen wird mit Entschiedenheit entgegen getreten“, versicherte Rossmeisl.
Laut NDR stammt die Musik von der Band „Kategorie C“. Ein Fernsehteam hatte die „Gorch Fock“ auf einer ihrer ersten Fahrten nach dem Tod einer Offiziersanwärterin begleitet und dabei auch Crewmitglieder bei der Arbeit gefilmt. Dabei wurde die laute Rockmusik mit aufgenommen.
„Kategorie C“ ist eine Hooligan-Band aus Bremen, die das Land auch in seinem Verfassungsschutzbericht 2012 erwähnt. „Die Band ist besonders wegen ihrer gewaltverherrlichenden Lieder auch in der rechtsextremistischen Skinhead- und Neonazi-Szene beliebt“, heißt es in dem Bericht. „Ihre Konzerte tragen zur Mobilisierung und zum Zusammenhalt der Szene bei, schaffen die Möglichkeit zum Kontakt und geben Gelegenheit zur Rekrutierung von Sympathisanten für die Szene.“
Auch der Leiter des Regionalzentrums für demokratische Kultur Westmecklenburg, Daniel Trepsdorf, sieht die Band weit rechts. „Die Texte sind voller nationaler Chauvinismen“, sagte er. Auch wenn „Kategorie C“ nicht verboten sei, müssten sich Offiziere und Soldaten der „Gorch Fock“ doch stets bewusst sein, dass sie Bürgerinnen und Bürger in Uniform seien. Eine „rote Linie“ müsse klar gezogen werden, forderte Trepsdorf. Die Marine könne beispielsweise von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und in der Hausordnung regeln, dass antidemokratische, rassistische und menschenverachtende Subkulturen nicht gestattet sind.
Die Ausbildung auf der „Gorch Fock“ war im November 2010 nach dem tödlichen Sturz einer 25-jährigen Kadettin aus der Takelage ausgesetzt worden. Wenig später hagelte es Negativ-Schlagzeilen über chaotische Zustände auf dem Schiff. Vorwürfe der Drangsalierung und sexuellen Belästigung standen im Raum.