Zeitung: Koch-Mehrin droht Verlust des Doktortitels
Heidelberg (dpa) - Für die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin wird es in der Plagiats-Affäre allmählich eng. Zwar prüft die Universität Heidelberg die Vorwürfe des gezielten Abschreibens noch, nach Informationen des „Tagesspiegels“ wollen die Heidelberger Koch-Mehrin den Doktortitel aber aberkennen.
Grund seien mehrere festgestellte Plagiate in ihrer Dissertation, die als erheblicher Regelverstoß gewertet würden, schrieb das Blatt (Mittwoch) unter Berufung auf Universitätskreise. Die Europa-Politikerin war am Dienstag nicht für einen Kommentar zu erreichen.
Eine Stellungnahme beziehungsweise Anhörung Koch-Mehrins vor dem Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät steht noch aus. „Die Anhörung ist völlig ergebnisoffen“, teilte die Universität am Dienstag mit. Eine Entscheidung werde es nicht vor Ende Mai, Anfang Juni geben.
Die neue Entwicklung in der Affäre trifft die FDP zur Unzeit. Die nach schweren Wahlniederlagen angeschlagenen Liberalen sind derzeit bemüht, durch eine Neuordnung ihrer Führung für Ruhe in der Partei zu sorgen. Koch-Mehrin ist auch Mitglied des FDP-Präsidiums.
Einer Untersuchung der Internet-Plattform „VroniPlag Wiki“ zufolge hat Koch-Mehrin in ihrer Doktorarbeit gezielt abgeschrieben. Die zahlreichen textuellen Anpassungen der Plagiate sowie die Tatsache, dass Plagiate über die gesamte Dissertation hinweg zu finden seien, ließen darauf schließen, „dass die Textübernahmen kein Versehen waren, sondern bewusst getätigt wurden“. Die Uni Heidelberg prüft die Vorwürfe gegen die heutige Vize-Präsidentin des Europaparlaments seit Mitte April. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hat die Politikerin dagegen nicht zu befürchten, weil ein möglicher Verstoß gegen das Urheberrecht früheren Angaben zufolge verjährt ist.
Koch-Mehrin hatte ihre Arbeit „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik“ bei der Universität Heidelberg eingereicht und 2001 veröffentlicht. Die einstige FDP-Hoffnungsträgerin, die von dem scheidenden Parteichef Guido Westerwelle (49) entdeckt und gefördert wurde, hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.