Zweifel an Ministerin Schröders Krippenbilanz
Zahlen treffen nicht zu, Erzieher fehlen. Ministerium hält aber an Einschätzung fest.
Berlin. Einen Tag nachdem Familienministerin Kristina Schröder (CDU) eine positive Bilanz des Krippenausbaus gezogen hatte, sind Hinweise auf Ungereimtheiten aufgetaucht.
Möglicherweise wurden nicht von allen Bundesländern korrekte Angaben veröffentlicht. Die Länder hatten Berlin ihre zum 30. Juni real verfügbaren Plätze für die Betreuung von unter dreijährigen Kindern melden müssen.
Zudem hatten sie angegeben, wie viele weitere Plätze kurz vor der Inbetriebnahme stehen. Schröder hatte daraufhin verkündet, dass es bereits 711 917 Plätze gebe und zusätzlich 90 176 im beginnenden Kitajahr in Betrieb gehen würden. Außerdem entstünden 11 000 Plätze über ein KfW-Programm.
Die so ermittelte Gesamtzahl von 813 093 Krippenplätzen übertrifft das ursprüngliche Ausbauziel von bundesweit 780 000 klar. Ein Erfolg — eigentlich. Am Freitag stellte sich allerdings heraus, dass etwa die vom Saarland noch als im Bau befindlich gemeldeten 1153 Plätze bereits in der gemeldeten „Ist“-Anzahl von 7110 enthalten waren.
Damit wurden diese doppelt gezählt. Saar-Familienminister Ulrich Commercon (SPD) bestätigte: „Die Daten wurden nicht korrekt wiedergegeben.“
Das Berliner Ministerium veröffentlichte daraufhin eine Mail vom Mittwoch, in der das Saarland bestätigte, dass die genannte Anzahl von 1153 Plätzen zusätzliche Angebote seien.
Noch am Tag vor der Pressekonferenz Schröders wurden alle Länder angeschrieben, um Doppelzählungen auszuschließen. Keines der Länder hatte seine Zahlen korrigiert. Grund der Prüfung waren Hinweise auf Fehler, wie sie im Saarland passiert sind. Von einem Einzelfall kann deshalb nicht die Rede sein.
Ebenfalls verärgert ist man in Berlin darüber, dass Bayern (100 000) und Schleswig-Holstein (20 000) nur gerundete Zahlen übermittelten. Im Bundesfamilienministerium hieß es dazu: „Wir müssen uns auf die Angaben verlassen können“. Jedes Land sei für seine Zahlen „komplett selbst verantwortlich.“
Unklar ist noch, wie sich die Ungereimtheiten in der Summe auswirken. Laut „Süddeutsche Zeitung“ wertete der Städtetag die von Schröder veröffentlichten Zahlen intern als „deutlich überzeichnet“.