Alkohol in der Schwangerschaft: Am Baby-Gesicht erkennbar
Berlin (dpa/tmn) - Einmal ist keinmal? Das gilt in der Schwangerschaft nicht. Denn Alkohol bekommt dem ungeborenen Kind gar nicht. Werdende Mütter müssen sich daher im Verzicht üben.
Schon der einmalige Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann dem ungeborenen Kind schaden. „Über die Nabelschnur nimmt das Kind alles auf, was die Mutter zu sich nimmt“, sagte Gisela Gille von der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF) am Dienstag (26. Februar) auf einer Pressekonferenz zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft in Berlin.
Alkohol ist ein Zellgift. Trinkt die werdende Mutter während der Schwangerschaft öfter Alkohol, entwickeln sich die Organe des Kindes nicht vollständig. Das Kind kommt mit einer Behinderung zur Welt. „Vor allem im Gesicht erkennt man, wenn Kinder unter dem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) leiden“, sagte Reinhold Feldmann von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Münster. Das Fetale Alkoholsyndrom tritt keinesfalls nur bei Kindern alkoholabhängiger Mütter auf.
Die Kinder haben dem Mediziner zufolge kleinere Augen und eine schmalere Oberlippe. Zudem ist der Abstand zwischen Nase und Mund länger als bei gesunden Kindern. Die Ohren der Kinder stehen nicht auf Höhe der Augen, sondern viel tiefer. „Auch dünne Haare, verkürzte und eingekrümmte Finger sind ein Zeichen für das fetale Alkoholsyndrom“, sagte Feldmann.
Bei der Geburt sind die Kinder außerdem viel leichter und kleiner als gesunde Kinder. Auch ihr Leben lang werden sie laut Feldmann kleiner und zierlicher sein. Neben den äußeren Behinderungen treten Störungen des zentralen Nervensystems auf. Zum Beispiel liegt der Intelligenzquotient der Kinder in dem Bereich einer Lernbehinderung.
Die Drogenbeauftragte des Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, wies darauf hin, dass das Fetale Alkoholsyndrom nicht heilbar ist. Der frühzeitige Beginn einer Behandlungstherapie sei sehr wichtig. Dadurch könnten die Schäden aber nicht rückgängig gemacht werden.
Um in einer geselligen Runde nicht zum Alkoholkonsum verleitet zu werden, sollten werdende Mütter Partner, Familie und Freunde früh auf die Schwangerschaft aufmerksam machen. Auch die werdenden Väter sollten während der Schwangerschaft nicht regelmäßig Alkohol trinken, denn das könne die Frau zum Trinken animieren, heißt es in einer Broschüre des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie.
Auch alkoholfreie Getränke bergen demnach ein Risiko: In alkoholfreiem Bier und Sekt könne eine geringe Menge Alkohol vorhanden sein. Aber erst ab einem Wert von 0,5 Volumenprozent muss er auf der Verpackung deklariert werden. Auf Nummer sicher gehen Schwangere, wenn sie beim Kauf alkoholfreier Getränke auf die Kennzeichnung „0,0 % vol“ achten. Der Genuss von alkoholhaltigen Pralinen ist in Maßen erlaubt. Der Alkoholwert ist so gering, dass er für Mutter und Kind unbedenklich ist.