Gegen die Einsamkeit Allein unterm Tannenbaum: Feiertage gut durchplanen

Linden (dpa/tmn) - Stille Nacht, einsame Nacht? Die Zahl der Hausnotrufe, die rund um Weihnachten eingehen, ist höher als an anderen Tagen des Jahres. Ältere Menschen drücken den Notrufknopf - nicht weil es einen medizinischen Notfall gibt, sondern weil sie sich an den Feiertagen einsam fühlen.

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Die Festtage alleine zu verbringen ist für viele eine schlimme Vorstellung. „Weihnachten ist eine emotional geladene Zeit, die Erwartungen sind unendlich hoch“, erklärt Psychologin Julia Scharnhorst. Gerade bei älteren Menschen werden Erinnerungen an Zeiten geweckt, die unwiderruflich vergangen sind, Kontraste werden sichtbar, man denkt wehmütig an früher zurück.

Und auch wenn man es selbst nicht so eng sieht, ist der gesellschaftliche Druck da, sagt die Psychologin. Weihnachten ist schließlich das Familienfest schlechthin. Doch was, wenn der Partner gestorben ist? Die Kinder zerstritten sind? Die Enkel zu weit entfernt wohnen? Und man an Weihnachten wirklich ganz allein ist?

Matthias Krause von der Johanniter-Unfall-Hilfe sagt, dass alle Anrufe, die bei ihm und seinen Kollegen eingehen, ernstgenommen werden: „Der Hausnotruf soll nicht nur bei medizinischen, sondern auch bei psychosozialen Notrufen ansetzen. Da geht es um andere Leiden, um einen anderen Schmerz. In der Notrufzentrale nehmen wir uns auch dafür Zeit.“

Es sei selten, dass die älteren Menschen tatsächlich über das Einsamsein sprechen wollen oder ihre Geschichte erzählen. „Die meisten wollen nur ein Schwätzchen, sich ein paar Minuten austauschen.“ Das Thema sei völlig egal, es kann auch das Wetter sein. Bei solchen Anrufen reiche es oft, ein paar Minuten da zu sein und zuzuhören.

Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe hat die Erfahrung gemacht, dass ältere Menschen die Planung der Festtage aus Furcht verdrängen. Doch genau darin liegt der Fehler: „Verdrängen hilft gar nichts. Die Feiertage sollten durchorganisiert sein“, so die Expertin. Wenn nicht geplant wurde, kommt es in der Akutsituation eher zu Panik.

Um diese zu vermeiden, empfiehlt Sowinski ein „Feiertagsmanagement“, nicht nur für Heiligabend und die zwei Weihnachtsfeiertage, sondern auch für die Silvesternacht und den Neujahrsmorgen. Angebote gibt es zahlreiche.

Wer Weihnachten nicht alleine verbringen will, kann beispielsweise in die Kirche gehen. Viele Gemeinden und Vereine veranstalten Weihnachtsfeiern, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen, die offen für alle sind. Oft gibt es auch Essensangebote mit weihnachtlichem Rahmenprogramm. Sowinski rät, sich über Tageszeitungen, Aushänge in Kirchen oder im Internet zu informieren.

Scharnhorst schlägt vor, sich mit jemandem aus der Nachbarschaft zu treffen, der ebenfalls alleine ist. Wer Weihnachten eher entkommen möchte, für den könnten spezielle Gruppenreisen über die Feiertage eine Alternative sein.

Auch wenn man nicht weggeht, sollte man sich im Voraus ein kleines Programm überlegen: Was möchte ich essen? Gibt es einen Film im Programmheft, den ich gerne sehen würde und auf den ich mich freuen kann? Oder möchte ich es mir lieber mit Kerzen und Weihnachtsmusik gemütlich machen?

Angehörige, die an den Feiertagen nicht da sein können, sollten frühzeitig Bescheid sagen und im Vorfeld bei der Suche nach einem Alternativprogramm unterstützen. An Weihnachten selbst kann man ruhig zweimal anrufen, einmal morgens und einmal abends, sagt Sowinski. Auch das Angebot, nachts anzurufen, falls etwas ist, hilft manchmal.

Krause appelliert daran, zur Kommunikation Videotelefonie zu nutzen, um nicht nur miteinander zu sprechen, sondern sich auch sehen zu können: „Die Akzeptanz der älteren Menschen für die neuen Medien wird unterschätzt.“

Letztlich geht es vor allem um den Kontakt, darum, zu fragen, wie es geht, was man macht: „Da zehren viele ältere Menschen von“, sagt Sowinski, „das bringt etwas Leben rein.“