„Das bisschen Haushalt“: Noch immer putzen Frauen häufiger

Berlin (dpa) - Frauen schwingen den Putzlappen, Männer reparieren - die Aufgabenverteilung in Deutschlands Haushalten ist im Jahr 2013 laut einer Umfrage immer noch klassisch. Beide Seiten scheinen damit überwiegend einverstanden zu sein.

„Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann“, sang Johanna von Koczian 1977. Fast 40 Jahre nach dem Hit der Schlagersängerin scheinen die Herren der Schöpfung diese vermeintlich kleinen Pflichten noch immer meist ihren Partnerinnen zu überlassen. Einer Umfrage zufolge dominiert unter deutschen Dächern weiterhin die klassische Rollenverteilung. 64 Prozent der Frauen geben an, sie seien in der Regel zu Hause für das Aufräumen und Putzen zuständig, wie aus einer repräsentativen Online-Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervorgeht.

Von den Männern sagen 16 Prozent, dass sie sich dabei mehr hervortun als ihre Partnerin. Frauen stellen ihren Partnern aber ein deutlich schlechteres Zeugnis aus: Nur zwei Prozent sind der Ansicht, ihre Ehemänner oder Lebensgefährten seien häufiger als sie selbst mit Putzlappen oder Staubwedel anzutreffen.

Zwar sei die Aufteilung der Hausarbeit immer auch eine Frage der Wahrnehmung, sagt Markus Braun, einer der Studienleiter. „Manche Frauen tun ihren Männern vielleicht unrecht, und einige Männer überschätzen sich“, fügt er hinzu. „Aber dennoch ist die Lage ziemlich eindeutig: Frauen schmeißen überwiegend den Haushalt.“

Auch beim Kochen sind die Fronten klar: Am heimischen Herd hat die Frau weiter die Schürze an. Mehr als zwei Drittel der weiblichen Befragten schwingen den Kochlöffel eigenen Angaben zufolge zu Hause am häufigsten. Von den Männern sieht sich ein Fünftel als Chefkoch daheim. „Die Ergebnisse waren für uns in dieser Deutlichkeit überraschend“, sagt Braun. „Während Frauen im Beruf immer mehr gleichziehen, scheint die Verteilung zu Hause immer noch sehr traditionell zu sein.“

Der Werkzeugkoffer bleibt Männerdomäne. 73 Prozent der männlichen Studienteilnehmer sind der Meinung, dass sie für Reparaturen im Haushalt zuständig sind. Nur ein Prozent der Befragten gab an, dass ihre Partnerinnen häufiger Hammer, Schraubenzieher und Co. benutzen.

Richtig unzufrieden sind aber offenbar beide Seiten nicht. Besonders Männer scheinen mit der Situation der klassischen Rollenverteilung zu Hause sehr einverstanden zu sein. Nur vier Prozent finden die Aufteilung daheim nicht gut. Auch bei den Frauen sind nur 14 Prozent wirklich unzufrieden.

Verärgert seien aber schon viele Frauen, sagt Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. „Viele haben aber auch resigniert und finden sich damit ab, dass sich an dieser Situation nichts ändert.“ Allmendinger hat gemeinsam mit der Zeitschrift „Brigitte“ über Jahre die Lebensentwürfe von Männern und Frauen untersucht. Die Studie „Frauen auf dem Sprung“ stellt ebenfalls fest, dass in den Haushalten die klassische Rollenverteilung weiterlebt.

Das liege aber nicht an einer Rückkehr zur Tradition, sagt Allmendinger. Nur etwa sechs Prozent der Frauen sind der Studie zufolge für die klassische Rollenverteilung: Er verdient, sie macht den Haushalt. Auch Männer wollen offenbar eine berufstätige, unabhängige Partnerin. 76 Prozent geben inzwischen an, eine Frau oder Freundin haben zu wollen, die ihren Lebensunterhalt selbst verdient. Hier habe sich das Bild der Frau in der Öffentlichkeit stark gewandelt, sagt Allmendinger. „Die Erwerbstätigkeit der Frauen ist inzwischen in aller Munde.“ Was fehle, sei eine Diskussion über die Verteilung von unbezahlter Arbeit zu Hause. „Die Folge ist, dass viele Frauen Doppelschichten fahren.“