Lehrermangel und Schulruinen Die größten Baustellen der Schullandschaft

Berlin (dpa) - Zu wenige Lehrer, sanierungsbedürftige Toiletten - und beim Lesen hapert es auch: Vieles läuft schief an deutschen Schulen, wie Experten seit Jahren kritisieren. Eine Liste der größten Baustellen:

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- Lehrermangel: Landauf, landab fehlen zahlreiche Lehrer. Viele Länder versuchen, den Mangel mit Quereinsteigern zu stopfen, die pädagogisch aus Sicht von Kritikern aber nur unzureichend qualifiziert sind. Problematisch ist vielerorts auch ein Mangel an Schulleitern. Der Deutsche Lehrerverband hatte zuletzt geschätzt, dass bundesweit 10.000 Lehrerstellen unbesetzt und weitere 30.000 notdürftig besetzt sind. Lehrer fehlen vor allem an Grundschulen, Förderschulen und ehemaligen Hauptschulen. Folgen: Unterrichtsausfall, größere Klassen - und im schlimmsten Fall fehlen Noten auf Zeugnissen.

- Marode Schulen: Alte Toiletten, baufällige Turnhallen - laut einer Studie beträgt der Investitionsbedarf an deutschen Schulen fast 48 Milliarden Euro. Vor allem in größeren Kommunen gebe es Nachholbedarf, heißt es von der staatlichen Förderbank KfW mit Blick auf Zahlen zum Investitionsstau. Gemessen am Vorjahr sei die Lücke besonders in Nordrhein-Westfalen und in Süddeutschland größer geworden - zum Teil aber auch wegen des Ausbaus der Ganztagsbetreuung. Mit Blick auf notwendige Sanierungen spricht Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger von einem „Trauerspiel“. Es müsse Geld vom Bund geben - „und zwar schnell“.

- Digitalisierung: Auch hier gibt es große Defizite. Zwar wurde schon vor mehr als zwei Jahren ein milliardenschwerer Digitalpakt für die Schulen angekündigt. Doch erst in dieser Legislaturperiode soll sich endlich etwas tun: Der Bund will den Pakt für Digitalisierung an den Schulen 2019 starten. Das hatte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) im Juni gesagt. Ab dann sollen fünf Milliarden Euro in fünf Jahren in die Kommunen fließen. Für den Digitalpakt ist eine Grundgesetzänderung notwendig. Zur Digitalisierung von Schulen gehören neben schnellen Internetanschlüssen auch gemeinsame Cloud-Lösungen für Schulen sowie die Qualifizierung von Lehrern.

- Inklusion: Lehrerverbandspräsident Meidinger ist „sehr unzufrieden“ mit dem Stand des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nichtbehinderten Kindern. „Man hat in einigen Bundesländern Inklusion mit der Brechstange gemacht“, sagt der Verbandschef. Dies habe dazu geführt, dass auf Kinder mit Förderbedarf inzwischen schlechter eingegangen werde als dies auf Förderschulen der Fall wäre, die reihenweise geschlossen worden seien. Nötig sei in Klassen mit mehreren Förderkindern ein Zwei-Lehrer-Prinzip. „Das stellt kein Bundesland zur Verfügung.“ 2009 war in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten: Damit muss Inklusion an Schulen umgesetzt werden.

- Bildungsverlierer versus Bildungsgewinner: Die Kluft zwischen Schülern mit großen Bildungserfolgen und jenen mit schlechten Chancen für das Arbeitsleben droht zu wachsen, wie aus dem Bildungsbericht 2018 hervorgeht. So verließen mit 49.300 Schulabgängern 2016 wieder mehr Jugendliche als in den Vorjahren die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss (6 Prozent). Dem Bericht zufolge handelt es sich dabei vor allem um einen Anstieg bei ausländischen Jugendlichen. Fast jeder zehnte Jugendliche verfehlt in Jahrgangsstufe neun den Mindeststandard beim Lesen. Dagegen stieg der Anteil der Schulabsolventen mit Abitur binnen zehn Jahren von 34 auf 43 Prozent im Jahr 2016.