Ehrenamtlich aktiv: Jungen Unternehmern helfen

Berlin (dpa/tmn) - Die Arbeitszeit ist um, doch die Erfahrung bleibt. Viele Senioren suchen deshalb Projekte, bei denen sie etwas davon an Jüngere weitergeben können. Für einige Angebote können sie sogar im Ausland mithelfen.

Der Lohn: das Gefühl, gebraucht zu werden.

Jahrelang hat man Erfahrungen gesammelt und in seinen Job eingebracht. Doch mit dem Beginn der Rente ist damit Schluss. Das muss aber nicht sein. Denn es gibt bundesweit zahlreiche Möglichkeiten, sein im Beruf erworbenes Wissen weiterzugeben - zum Beispiel an junge Unternehmer oder Betriebe im In- oder Ausland.

„Beim ehrenamtlichen Engagement geht es nicht ums Geld verdienen, sondern darum, auf andere Weise Belohnung und Zufriedenheit zu bekommen“, sagt Bernd Stoecker von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in Berlin. „Und die ist meist am höchsten, wenn auch die eigenen Bedürfnisse und Interessen befriedigt werden.“ Deswegen sei es wichtig, sich vorab gut zu informieren, welche ehrenamtlichen Angebote es in der Nähe gibt und dort auch seine eigenen Wünsche anzusprechen.

„Dafür sollte man sich bei einer der zahlreichen Freiwilligenagenturen melden und beraten lassen“, rät Stoecker. „Die Mitarbeiter wissen, welche verschiedenen Angebote es in der Region gibt, helfen beim Entscheidungsfindungsprozess und können dann auch zur entsprechenden Stelle weitervermitteln.“

Ein Feld, in dem sich ältere Menschen seit einigen Jahren verstärkt ehrenamtlich engagieren, ist der von sogenannten Seniorenexperten. Der Senior Experten Service SES in Bonn zum Beispiel ist eine Anlaufstelle dafür. Der SES ist die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, wie Sprecherin Heike Nasdala erklärt.

„Wir entsenden auf Anfrage von Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen Seniorenexperten ins In- und Ausland“, berichtet sie. Dafür könne sich prinzipiell jeder registrieren lassen. Eine Vorauswahl nur aufgrund des Berufs werde nicht getroffen. „Derzeit sind bei uns mehr als 8700 Männer und Frauen im Ruhestand und mit einem durchschnittlichen Alter von 67 Jahren registriert.“

Wichtig zu wissen ist, dass die Seniorenexperten keine Arbeitskräfte ersetzen, sondern dort helfen, wo Lücken sind. Das kann laut Nasdala zum Beispiel eine Druckerei in Afrika sein, die Hilfe mit einer in Deutschland hergestellten Maschine braucht. Oder eine Schule in Deutschland, die für die Nachmittagsbetreuung der Jugendlichen Unterstützung benötigt. Bei dem Programm „Neue Impulse für Schüler“ in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel werden Schulen durch Seniorenexperten unterstützt, die - ergänzend zum Schulunterricht - ihr Wissen und ihre spezielle Berufs- und Lebenserfahrung an die Jugendlichen weitergeben.

„Unsere Experten sind Menschen, die auch im Ruhestand aktiv bleiben möchten„, sagt Nasdala. Einige seien besonders von der Möglichkeit fasziniert, mit ihrem Wissen im Ausland helfen zu können. „Man verdient dabei zwar kein Geld, doch Flug und Unterkunft werden vom Auftraggeber geregelt, so dass einem keine Kosten entstehen.“ Außerdem hätten die Experten so die Chance, fremde Länder und Lebensgewohnheiten kennenzulernen. „Die Einsätze dauern von drei Wochen bis zu sechs Monaten.“

Auch das Projekt „Alt hilft Jung“ in Regensburg verfolgt die Idee, dass ältere Menschen ehrenamtlich Jüngeren helfen. „Bei uns sind vor allem Menschen als Experten registriert, die im Berufsleben eine führende Position inne hatten oder ein eigenes Unternehmen geführt haben“, sagt Ursula Lippert von „Alt hilft Jung“. „Sie können aus dem Nähkästchen plaudern und ihre Praxiserfahrung weitergeben, vor allem im betriebswirtschaftlichen Bereich.“

Es könne zum Beispiel sein, dass sich jemand selbstständig machen möchte. „Unsere Experten prüfen das Unternehmenskonzept, besprechen die Ideen und klären offene Fragen“, berichtet Lippert. Das könne mit ein oder zwei Treffen geregelt sein, manchmal dauere die Beratung aber auch mehrere Monate - zum Beispiel, wenn ein Unternehmen gravierende Probleme habe.

Für viele Experten sei es ein schönes Gefühl, weiter gebraucht zu werden. „Selbst wenn das Häuschen fertig gebaut und der Garten perfekt angelegt ist, wollen sich viele Ältere nicht nur mit Kaffeekränzchen zufrieden geben, das liegt ihnen nicht“, sagt Lippert.