Stiftung Warentest Ahnenforschung: Mit DNA-Tests Verwandte aufspüren?

Berlin · Die eigene Herkunft besser verstehen: Dabei wollen verschiedene Portale helfen. Fünf hat sich die Stiftung Warentest angeschaut. Was können Neugierige mit Hilfe von DNA-Tests herausfinden, was nicht?

Suche nach familiären Wurzeln: DNA-Tests helfen bei der Ahnenforschung.

Foto: Sven Hoppe/dpa

Woher kommen meine Vorfahren? Habe ich Verwandte, von denen ich bislang nicht wusste? Wer Ahnenforschung betreibt, ist auf der Suche nach Antworten.

Um ihnen näherzukommen, reicht manchmal eine Speichelprobe. Denn es gibt Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben, genetisch Verwandte per Test zu ermitteln - DNA-Matching nennt sich das. Fünf solcher Ahnenforschungsportale hat sich die Stiftung Warentest im Detail angeschaut („Stiftung Warentest Finanzen“-Ausgabe 5/2025).

Der Service hat seinen Preis: Für das jeweils günstigste Testangebot muss man zwischen 33 und 91 Euro auf den Tisch legen. Je nach Portal gibt es weitere Funktionen: etwa einen Zugriff auf historische Dokumente wie Kirchenbücher oder die Möglichkeit, Stammbäume generieren zu lassen.

Wie funktioniert die Ahnenforschung per DNA-Test?

Das Grundprinzip: Wer die Dienste der Anbieter in Anspruch nehmen will, fordert ein Test-Kit an, nimmt selbst eine Speichelprobe und schickt sie ein. Der Anbieter analysiert die DNA im Labor und speichert das Profil in einer Datenbank.

Auf dieser Grundlage können die Portale nun die DNA-Profile ihrer Nutzerinnen und Nutzer miteinander abgleichen. Gibt es übereinstimmende Abschnitte, liegt eine genetische Verwandtschaft vor, je mehr, desto enger. Das Portal liefert am Ende eine Liste möglicher Verwandter - wer mag, kann Kontakt aufnehmen.

Ein weiterer Service: die Ethnizitätsschätzung. Die Anbieter vergleichen die DNA mit den Daten anderer Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Welt. Am Ende steht eine statistische Schätzung, woher die eigenen Vorfahren stammen. „Für die Ahnenforschung ist das oft nicht genau genug, aber spannend, wenn es zu bekannten Familiengeschichten passt“, so der Genforscher Harald Ringbauer in „Stiftung Warentest Finanzen“.

Was darf man sich erhoffen und wo liegen Grenzen?

Realistisch bleiben: So lautet die Devise. Genetische Verwandte können sich nur gegenseitig finden, wenn beide ihr DNA-Profil bei dem Anbieter hinterlegt haben - nur dann ist ein Abgleich schließlich möglich.

Nach dem Urteil der Warentester bietet „MyHeritage“ die beste Datenbank für europäische Nutzer. Bei „Ancestry“ liegt der Fokus den Warentestern zufolge auf Großbritannien und Nordamerika. Generell gilt: Viele Regionen des Globalen Südens sind unterrepräsentiert, weil dort weniger Leute getestet sind.

Gut zu wissen: Bei entfernten Cousins und Cousinen etwa - ab einer Verwandtschaft vierten Grades - stößt das DNA-Matching an seine Grenzen. Denn: „In den meisten Fällen teilen zwei so entfernte Verwandte gar keine nachweisbare DNA mehr. Deshalb zeigen die Tests sie als "nicht verwandt" an - selbst wenn sie im Stammbaum eine gemeinsame Linie hätten“, so Genforscher Ringbauer, der am Max-Planck-Institut Leipzig tätig ist.

Wie sieht es mit meinen Daten aus?

Die Stiftung Warentest warnt: „Wer ins Röhrchen spuckt, gibt hochsensible Daten von sich preis.“ Dazu kommt: Die eigene DNA betrifft nicht nur einen selbst, sondern auch die eigene Familie.

Daher raten die Warentester, Ahnenforschungsportale mit Pseudonym und einer neutralen E-Mail-Adresse zu nutzen. Ebenfalls wichtig: vorab in der Datenerklärung checken, was der Anbieter mit den Daten macht.

Den Datenschutz haben die Warentester nur bei zwei Portalen bewertet. Die übrigen drei fallen heraus, weil sie keinen Sitz in der EU haben und sich nicht gezielt an den EU-Markt richten. Daher können sie nicht an den Anforderungen der DSGVO gemessen werden. Immerhin: In den Datenschutzerklärungen und den Nutzungsbedingungen von „Ancestry“ und „MyHeritage“ stellten die Tester nur „sehr geringe“ bzw. „geringe“ Mängel fest.

Dennoch schadet es nicht, sich vorab gut zu überlegen, ob man die Dienste der Portale nutzen möchte. Die Stiftung Warentest verweist darauf, dass es „bereits Fälle von Datenlecks, unklaren Weitergaben an Dritte oder sogar der Nutzung durch Strafverfolgungsbehörden“ gegeben habe. Auch sei unklar, was mit den DNA-Daten passiere, sollte eine Firma pleitegehen oder verkauft werden.

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(dpa)