Schutz der Privatsphäre Handy-Verbot: Fotografieren im Freibad ist meist unerwünscht
Köln (dpa) - Anlauf nehmen, Abspringen und möglichst unbeschadet unten ankommen - toll, wenn ein Freund dann auf den Auslöser drückt. Das Kölner Stadionbad ist gut besucht, auf dem Sprungturm tummelt sich die Jugend.
Die spektakulärsten Sprünge müssen natürlich mit den Freunden geteilt werden. Das Smartphone wird gezückt und schon ist der kühne Satz aus siebeneinhalb Meter Höhe dokumentiert. Die Fotos werden dann stolz auf Facebook, Snapchat oder Instagram präsentiert.
Nicht selten landen dabei auch Menschen auf den Bildern, die mit den Aufnahmen gar nicht einverstanden sind. „Viele Bäder haben seit Jahren ein Fotografierverbot in ihrer Hausordnung verankert“, sagt Joachim Heuser, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Einige Betreiber gehen nun noch weiter und sammeln Handys am Eingang ein. Studentin Alexandra findet ein solches Verbot gut: „Privatsphäre ist mir wichtig, gerade im Freibad haben Handys nichts zu suchen“, sagt die 23-Jährige.
Sarah hat selbst zwei junge Söhne, die ausgelassen im Schwimmbecken toben. „Die Vorstellung, dass jemand einfach so irgendwelche Freibad-Fotos meiner Kinder ins Netz stellt, mag ich nicht“, sagt die Mutter. Im Stadionbad sind Handys erlaubt, Fotografieren aber nicht. „Wir greifen dann ein, wenn unsere Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sich jemand mit einer Kamera auf eine fremde Person zubewegt“, erklärt Franziska Graalmann, Sprecherin der Kölnbäder.
Gleichzeitig stellt sie aber auch die Frage: „Wie will man ein solches Fotografierverbot wirklich realistisch kontrollieren? Besonders an heißen Tagen, an denen sich bis zu 5000 Menschen im Stadionbad tummeln, wird das schwierig.“ Dann haben die Schwimmmeister auch eher anderes zu tun. Im Düsseldorfer Freibad Benrath sieht es ähnlich aus. „Wir müssten ja bei jedem die Taschen kontrollieren, so ein Handy-Verbot ist gar nicht umsetzbar. Wir haben damit bei uns auch keine Probleme“, sagt Schwimmmeister Uwe Platz.
Holger Ditzel hat aus der zunehmenden Angst vor dem Verlust der Privatsphäre ein Geschäftsmodell entwickelt. Seit 2004 vertreibt seine Firma Lensseal Siegelaufkleber zum Abdecken kleiner Kameras. „Seit April 2016 bekommen wir zunehmend auch Anfragen von Badeanstalten“, sagt der Unternehmer. „Viele Bäder haben uns von Problemen mit der Durchsetzung des Fotografierverbots berichtet.“ 16 Bäder setzten diese Siegel schon ein, sagt Ditzel. Am Eingang klebt das Personal die Smartphone-Kameras der Gäste ab, beim Ablösen geht das Siegel kaputt. So kann bei Besuchsende festgestellt werden, wer die Kamera benutzt hat. Folgen können beispielsweise ein Hausverbot sein.
Franziska Graalmann von Kölnbäder bleibt skeptisch: „Die Aufkleber schaffen zwar ein Bewusstsein für dieses Thema, trotzdem können auch die Siegel nicht garantieren, dass heimlich Fotos gemacht werden.“ Wer im Freibad heimlich knipsen wolle, werde das auch tun, sagt Graalmann. „Verbote oder Sticker können daran auch nichts ändern.“