Was ist bedenklich? Hinter Vergesslichkeit steckt nicht immer eine Demenz
Biebertal/Berlin (dpa/tmn) - Mal fehlt ein Wort, dann wieder fällt einem partout der Name eines ehemaligen Nachbarn nicht ein. Und schon ist sie da - die Angst, an Demenz erkrankt zu sein. Die ist aber nicht immer begründet.
Manchmal findet man den Zugang zu Informationen, die die längere Zeit nicht mehr abgerufen wurden oder die man insgesamt nur selten nutzt, einfach nicht mehr. „Das kann normal sein“, erklärt Prof. Erika Baum, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Ob jemand tatsächlich dement ist, finden Ärzte mit speziellen Tests heraus.
Hier und da mal etwas zu vergessen - das kennt jeder. Vor allem wer mehrere Dinge gleichzeitig im Auge hat, verliert leicht den Überblick. Die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses ist nämlich begrenzt. Zum Arzt gehen sollten Betroffene, wenn sie häufiger solche Aussetzer haben oder es ihnen häufiger schwerfällt, sich zu orientieren. „Das gilt auch dann, wenn jemand Sachen verlegt und nicht mehr findet“, erklärt Iris Hauth. Sie ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin.
Vergesslichkeit kann viele Ursachen haben. Nicht immer steckt der Beginn einer Demenz dahinter. „Möglich ist, dass die Vergesslichkeit Anzeichen einer Depression oder einer Angstkrankheit ist“, erläutert Hauth. Sie kann aber auch auf einen Mangel von Vitamin B12 hindeuten, erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer.
Verdichten sich die Anzeichen, dass die Vergesslichkeit der Beginn einer Demenz sein könnte, dann kann der Hausarzt den Patienten an eine spezielle Praxis mit einer Gedächtnisambulanz überweisen. Dort wird die Gehirnleistung mit ausführlichen Tests auf eine mögliche Demenz und andere Ursachen hin untersucht.
Eine Demenz ist laut Baum am häufigsten auf altersbedingte Abbauerscheinungen, Eiweiß-Verklumpungen im Gehirn oder auch größere oder mehrfach kleinere Infarkte in der Hirnsubstanz zurückzuführen. Solche Infarkte entstehen durch Durchblutungsstörungen. Bestätigt sich die Diagnose, ist es wichtig, dass der Betroffene gezielt Hilfe bekommt, um seinen Alltag weiterhin zu meistern. Momentan ist die Krankheit nicht heilbar. Man kann den Verlauf aber verlangsamen, zum Beispiel mit Medikamenten oder Ergotherapie.
„Wichtig ist auch, dass der Betroffene sozial integriert ist“, erklärt Baum. Das heißt: Die Patienten sollten rausgehen, sich mit anderen treffen und sich viel bewegen. „Solche Aktivitäten tragen zum Wohlbefinden bei und wirken sich günstig auf den Verlauf einer Demenz aus.“
Aktiv zu bleiben und Sport zu treiben, beugt einer Demenz auch vor. Am besten eignen sich Sportarten wie Gymnastik oder Tanzen, bei denen gleich mehrere Körperpartien beansprucht werden und Koordination eine Rolle spielt. Wichtig ist auch eine gesunde Lebensweise. „Dazu gehört, kein Übergewicht zu haben und sich ausgewogen mit Obst und Gemüse zu ernähren“, sagt Hauth.