Keine Geschenke: Ganze Familie muss zustimmen
Fürth (dpa/tmn) - Weihnachten ohne Geschenke? Wollen Eltern die Paketschlacht dieses Jahr umgehen, sollte das eine gemeinsam getragene Entscheidung von allen Familienmitgliedern sein.
„Eltern tun gut daran, so etwas nicht über die Köpfe der Kinder hinweg festzulegen“, sagte die Familientherapeutin Marianne Wenzl-Popp. Ansonsten seien Stress und Streit programmiert. Am besten setze sich die Familie für einen solchen Entschluss schon früh zusammen - und nicht erst drei Tage vor Heiligabend.
„Jeder sollte sagen dürfen, was ihm an Weihnachten wichtig ist und welche Alternativen ihm anstelle von Geschenken einfallen“, erklärte die Familientherapeutin, die auch bei der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) in Fürth tätig ist. Das könnte zum Beispiel ein gemeinsamer Ausflug sein oder auch die Entscheidung, das gesparte Geld für eine bestimmte Sache zu spenden. Wie gut das „Familien-Experiment“ gelingt, hängt laut Wenzl-Popp auch von den bisher gepflegten Traditionen der Familie ab: „Wenn Sie schon immer mit bombastischen Geschenken gefeiert haben, wird es eher schwierig, das Gegenteil durchzusetzen.“
Zudem sei das Alter der Kinder ausschlaggebend: Bei Jüngeren hätten Eltern noch die Chance, die Rituale rund ums Fest flexibel zu gestalten. Kleine Kinder hätten meist auch nicht so riesige Wünsche: „Da sind die Eltern viel schlimmer.“ Bei älteren Kindern bestehe der Vorteil, dass man mit ihnen besser verhandeln könne. Allerdings würden diese oft ihre Freunde als Vergleichsgröße heranziehen - und wenn der Kumpel reich beschenkt wird, wollen die eigenen Kinder meist in nichts nachstehen.
Soll das Geschenke-Aussetzen durchgezogen werden, empfiehlt es sich, vorab die Verwandtschaft oder Nachbarn darüber zu informieren: „Denn wenn Oma alles ausgleicht, ist das kontraproduktiv“, sagte Wenzl-Popp. Wichtig sei, seine Entscheidung zu begründen und die Großeltern um Akzeptanz zu bitten. „Auch wenn sie das vielleicht nicht nachvollziehen können, sollten sie sich nicht abwertend gegenüber den Kindern äußern.“