Kinder-Hörspielserie TKKG wird 30
Berlin (dpa) - Tausende Kinder - und so mancher Erwachsene - können ohne sie nicht einschlafen: Tim, Karl, Klößchen und Gaby, die vier von TKKG, ewige „Profis in Spe“, feiern in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag - und bleiben doch ewig 14. Pünktlich kommt Folge 175.
Alles begann mit einer Warnung: „Tarzan, beeil dich, Rembrandt kommt!“ Klößchen, das zweite K der TKKG-Bande, rettet damit seinen mal wieder heimlich aus dem Internat getürmten Freund vor dem Nachtwache haltenden Lehrer - und spricht den ersten Satz einer Hörspielserie, die zu einer der erfolgreichsten in Deutschland werden sollte. Mehr als 30 Millionen Mal haben sich die Abenteuer von Tarzan, Karl, Klößchen und Gaby, die zunächst als Jugendbuchreihe erschienen waren, seitdem auf Schallplatten, Kassetten und CDs verkauft, dazu kommen Kinofilme, Computerspiele und zahlreiche Auszeichnungen. „Ich hab' zunächst überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir mehr als drei Bücher verwirklichen würden“, sagt die Regisseurin Heikedine Körting. „Aber das war ja schon ziemlich schnell ein Renner.“
Die „Jagd nach den Millionendieben“, die erste, damals noch auf Schallplatte erschienene Folge, ist unter Fans heute legendär. „Kult ist gar kein Ausdruck für diese Folge. Ah, those were the days...“, schreibt „Turrican“ in einem Online-Forum der Serie. Wann genau die Platte auf den Markt kam, das weiß man beim inzwischen zum Musikkonzern Sony gehörenden Europa-Verlag aber gar nicht mehr. Irgendwann 1981, vor 30 Jahren, so viel ist sicher. Die Jubiläumsfolge zum Geburtstag jedenfalls erscheint an diesem Freitag (25. November): „Nachtwanderung mit Schrecken“, das 175. Abenteuer der vier „Profis in Spe“.
Tarzan, der sich inzwischen Tim nennt, Karl, Klößchen und Gaby fahren darin ins Ferienlager an die Nordsee, aber anstatt faul in der Sonne herumzuliegen, geraten sie mitten in eine Diebesserie. Wie seit 30 Jahren geht am Ende natürlich auch diesmal alles gut aus.
Die Ausgangssituation von TKKG ist seit 30 Jahren gleich und schnell erzählt: Die vier Freunde sind etwa 14 Jahre alt und leben in einer fiktiven deutschen „Millionenstadt“, wo sie auch zur Schule gehen. Tim und Klößchen teilen sich ein Internatszimmer, das „Adlernest“. Karl und Gaby wohnen bei ihren Eltern. Stets geraten die Vier in Abenteuer, kommen Dieben, Schmugglern und Erpressern auf die Spur - und überstellen sie dann meist direkt an Gabys Vater, Polizeikommissar Glockner.
Tim, der unbestrittene Anführer der Bande, kann Judo, Karate und zahlreiche andere Kampfsportarten und bringt die Verbrecher häufig mit eher rüden Methoden zur Strecke („Wenn du Gaby oder meiner Mutter etwas antust, dann mache ich Dich so fertig, dass dich dein Vater für Frankenstein hält“). Die Besserwisserei der Figur könne einem hin und wieder ziemlich auf die Nerven gehen, sagt sein Synchronsprecher Sascha Draeger. „Für das Zielpublikum ist das beeindruckend, dass da jemand vorangeht und sagt, wo es langgeht. Je älter man wird, umso mehr findet man vielleicht, dass das ein bisschen übertrieben ist, dass er immer alles entscheidet und alle Fälle dann kraft seines Judo-Könnens auch löst.“
Karl - Spitzname „Der Computer“ - fällt vor allem durch allumfassendes Wissen auf, Klößchen - der eigentlich Willi Sauerlich heißt - durch ständigen Schokoladenkonsum („Ich würde selbst in Hypnose meine Schokolade nicht rausrücken.“). Die zahlreichen Tafeln habe Klößchen immer wirklich während der Aufnahmen futtern dürfen, damit es echt klingt, verrät Synchronsprecher-Kollege Draeger. Gaby schließlich - Spitzname „Die Pfote“ - wickelt alle mit ihrem Charme um den Finger, muss aber bei gefährlichen Aktionen immer zu Hause bleiben. („Nein Gaby, du kommst heute Abend nicht mit, du bist doch ein Mädchen.“).
An Klischees wird sowieso nicht gespart bei TKKG. Bösewichte heißen gerne mal Winfried Mögezoff, Raimund Fieslinger oder - aus Arabien - Schacha Ben Öli. Auch die Jugendsprache der Vier klingt häufig aufgesetzt und heutzutage etwas antiquiert, wenn beispielsweise die Schule als „Penne“ bezeichnet wird, Fahrräder als „Drahtesel“, die Lehrer als „Pauker“ und der Schuldirektor als „Direx“. Der 2007 gestorbene Autor der Original-Buchreihe, Ralf Kalmuczak, verteidigte beides immer wieder. „Würde ich alle Figuren mit einem differenzierten Innenleben ausstatten, würde ich die Leser überfordern“, sagte er einmal in einem Interview. „Ich baue aber hin und wieder Nuancen ein, die am Klischee rütteln.“
Unterdessen sind auch TKKG mit der Zeit gegangen: Jagten die Vier die Verbrecher anfangs noch mit Hilfe von Telefonzellen und Walkie-Talkies, nutzen sie heute auch Internetrecherche und Handys. Die Synchronsprecher aber sind - bis auf die 2009 gestorbene Sprecherin von Gaby - die gleichen geblieben - und inzwischen gut 30 Jahre älter als ihre Figuren. Verstellen müsse er seine Stimme trotzdem nicht, sagt Tim-Sprecher Draeger. Nur bei den Judo-Szenen - „da hat man mir gesagt, wenn du jetzt hier so stöhnst und ächzt, dann hört man, dass das kein Junge ist, sondern ein erwachsener Mann. Da sehe ich mich jetzt immer ein bisschen vor.“