Kinderarzt: Junge Eltern immer ahnungsloser

Bielefeld (dpa) - Was ist ein Zäpfchen? Wenn mein Baby hustet, fahr' ich doch lieber gleich in die Notfall-Aufnahme, oder? Viele junge Eltern sind ahnungslos, sagt ein Experte. Umfassende Beratung ist deshalb notwendig.

Viele junge Eltern wissen nach Einschätzung des Chefarztes der Bielefelder Kinderklinik Bethel, Professor Johannes Otte, immer weniger über ihre Kinder und wie man mit kleinen Wehwehchen umgeht. „Wir sehen einen wachsenden Beratungsbedarf besorgter Eltern“, sagt Otte. Er ist Tagungspräsident des Kongresses der Kinder- und Jugendmediziner, der an diesem Donnerstag (22. September) in Bielefeld beginnt. Dazu werden bis Sonntag an die 3000 Mediziner erwartet.

„Der Kinderarzt wird immer mehr zum Gesundheitsberater“, sagte Otte. „Das fängt damit an, dass er den Eltern in der Notaufnahme zeigt, wie man ein Fieberzäpfchen einführt. Wir können nämlich nicht davon ausgehen, dass die Eltern das wissen.“ Es gehe aber auch zunehmend um eine Schulung von Eltern im Umgang mit schweren und chronischen Erkrankungen ihrer Kinder. Als Beispiele nannte Otte etwa Epilepsie, Asthma, Neurodermitis, Diabetes, Krebs oder das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS.

„Ziel der Beratung ist, dass die Eltern ihren Kinder zu Hause bei der Bewältigung und dem Umgang mit der Krankheit helfen können.“ Die professionelle Beratung solle aber auch Kosten dämpfen, sagte Otte. „Zum Beispiel ein Fieberkrampf ist ein erschreckendes Erlebnis für Eltern und fast immer wird der Notarzt eingeschaltet. Das ist sehr teuer.“ Dabei sei der Fieberkrampf an sich eine relativ häufige und harmlose Erscheinung bei Kindern.

Die positiven Auswirkungen der Beratung und Schulung seien schon deutlich spürbar, sagte Otte. „Es kommt immer seltener etwa zu akuten Entgleisungen von chronischen Krankheiten wie Asthma oder Neurodermitis mit teuren Krankenhausaufenthalten.“ Zudem könnten die Kinder viel häufiger in ihrem gewohnten Lebensumfeld bleiben.

Weitere Schwerpunkte des Kongresses sind Epilepsie, Transplantationen, psychosomatische Erkrankungen und der Schutz des Gehirns bei der Behandlung vom Frühgeborenen.