Knie- und Leistenschmerzen können auf Hüftkopfabrutsch beruhen
Köln (dpa/tmn) - Besonders Jugendliche, die ihren Körper stark belasten, können von Störungen im Bewegungsapparat betroffen sein. Einschränkungen oder Beschwerden in Hüft- und Kniegegend sollten Eltern vom Experten prüfen lassen, bevor angfristiger Schaden entsteht.
Klagen Jugendliche über ein Ziehen in der Leiste sowie Schmerzen am vorderen Oberschenkel oder am Knie, sollte das umgehend ärztlich abgeklärt werden. Denn dahinter steckt möglicherweise ein langsamer Hüftkopfabrutsch, der unbehandelt die Hüfte schädigen kann. Darauf weist Prof. Hans-Jürgen Nentwich vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln hin. Zu den Anzeichen der Erkrankung gehört außerdem, dass die Beschwerden insbesondere nach Belastung auftreten und die Beweglichkeit des Beines in der Hüfte eingeschränkt ist.
„Typisch dafür ist auch, wenn der Teenager beim Stehen nur das gesunde Bein belastet und das andere Bein leicht nach außen dreht“, sagt Nentwich. „Ein schneller Abrutsch tritt demgegenüber plötzlich ohne Verletzung oder Sturz ein und ist mit erheblichen Schmerzen verbunden.“ Meist könne der Heranwachsende dann nicht mehr gehen. Im Liegen halte er das betroffene Bein gebeugt und nach außen hin gedreht. „Dann muss sofort eine operative Korrektur erfolgen.“ Eine Instabilität der Wachstumsfuge zwischen Hüftkopf und Schenkelhals führt dazu, dass der Hüftkopf abrutscht.
Diese auch Epiphysiolysis capitis femoris oder juvenile Hüftkopfablösung genannte Erkrankung tritt häufig bei übergewichtigen sowie schnell wachsenden Jungen oder sportlich sehr aktiven Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren auf. Wissenschaftler aus Ulm sprechen davon, dass etwa drei Prozent der dicken Kinder — überwiegend fettleibige Teenager — auf dem Röntgenbild erste Anzeichen einer juvenilen Hüftkopfablösung aufweisen. „Die Ursachen dafür sind nicht geklärt“, sagt Nentwich. „Vermutlich stören Geschlechts- und Wachstumshormone die gleichmäßige Entwicklung des stark belasteten Hüftgelenkes und Oberschenkelkopfs.“