Kommunion oder Konfirmation ohne Zwang
Fürth (dpa/tmn) - Möchten Kinder nicht an Erstkommunion oder Konfirmation teilnehmen, sollten Eltern sie nicht zwingen. „Dann würde ich raten, erstmal darüber zu sprechen: Was sind die Gründe?“, sagt Maria Große Perdekamp, Leiterin der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke).
Vielleicht liegt es nur am Zeitpunkt der Vorbereitung, weil diese mit einem geliebten Hobby kollidiert. Oder das Kind hat bislang einfach keinen Bezug zur Religion.
Wenn Kinder zur Erstkommunion gehen, sind sie meist etwa 8 Jahre alt. „Was es bedeutet, einer Kirche oder Religion anzugehören, können sie dann meistens noch nicht abschätzen“, sagt Maria Große Perdekamp. Sie ist Leiterin der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Bei der Konfirmation sind sie schon etwa 14 Jahre alt und können schon eher verstehen, was das bedeutet.
In beiden Fällen gilt: Möchten Eltern, dass ihr Kind an Vorbereitungen und Feier teilnimmt, dann sollten sie es schon vorher damit vertraut machen, rät Große Perdekamp. „Wenn es in der Familie so gar keine religiöse Kultur gibt, wie Besuche des Gottesdienstes oder der Messe, ist es für Kinder schwierig, sich damit zu identifizieren.“
So ein Ritual bringe sehr komplexe Fragen mit sich, sagt die Expertin. Letztlich tragen auch bei dieser Entscheidung für oder gegen die erste Heilige Kommunion oder Konfirmation die Eltern die Verantwortung.
Wenn das Kind bislang noch keinen Bezug zur Religion hatte, dann können Eltern versuchen, es damit vertraut zu machen. Gerade beim Konfirmationsunterricht kann man sich auch erstmal darauf einigen, dass das Kind es versucht - und sonst immer noch aufhören kann, wenn es sich so gar nicht damit identifiziert.
Manchmal ist es aber auch andersherum: Der Nachwuchs wünscht sich plötzlich, am Vorbereitungsunterricht teilzunehmen - obwohl die Eltern mit Religion so gar nichts am Hut haben. Das kann daran liegen, dass Freunde teilnehmen, dass der Religions-Unterricht in der Schule das Interesse geweckt hat - oder dass der Nachwuchs sich einfach damit beschäftigt. „In allen Fällen sollten Eltern das unterstützen“, rät die Expertin. Wichtig sei dann, dass auch Mütter und Väter sich mit den Themen beschäftigen.
Egal wie die Kinder sich entscheiden: Große Perdekamp findet es wichtig und wertvoll, wenn die Kinder - mitunter nach Gesprächen mit den Eltern - eine mündige Entscheidung treffen. Das kann auch Anlass sein, über andere Religionen zu sprechen. „Da sollte man sich nicht abkapseln“, empfiehlt die Expertin. Denn Religion sei auch immer eine wichtige Sinn- und Wertefrage.
„Und dass Kinder und Jugendliche Werte haben, das ist ganz wichtig.“ Wie sollen Menschen miteinander umgehen? Was passiert nach dem Tod? „Es ist ganz wichtig, dass Kinder bei solchen Fragen Orientierung und Halt haben“, betont Große Perdekamp. Das sei auch eine gute Grundlage, sie später vor unangemessenem Verhalten zu schützen. Deshalb können Gespräche über die erste Heilige Kommunion und die Konfirmation ein Anlass sein, sich mit solchen Themen zu beschäftigen.