Sprachforscher werten aus Marie und Elias führen Top Ten der Babynamen 2016 an
Wiesbaden (dpa) - Marie und Elias sind die beliebtesten Vornamen 2016. Dahinter landen Sophie und Sophia sowie Alexander und Maximilian, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) mitteilte.
Die Eltern blieben ihrem Geschmack bei den Vornamen für ein Baby weitgehend treu: Auf die Liste der zehn Namen, die am häufigsten vergeben werden, schaffte es vergangenes Jahr kein einziger Neueinsteiger. „Die Klassiker sind die Sieger“, sagt GfdS-Geschäftsführerin Andrea-Eva Ewels in Wiesbaden. Allerdings sicherte sich Elias zum ersten Mal Platz eins der Rangliste.
Die GfdS wertete mehr als eine Million Einzelnamen aus, die von rund 650 Standesämtern übermittelt wurden. Dies entspricht nach den Worten von Ewels rund 97 Prozent aller vergebenen Vornamen. Dabei wird nicht zwischen Erst- und Folgenamen unterschieden.
Auch 2016 wünschten sich Eltern immer wieder ungewöhnliche Namen für ihre Babys. Die Standesämter gaben unter anderem grünes Licht für Fips, Kuddel oder Twain. „Eltern wollen ihren Kindern nichts Böses“, sagt GfdS-Mitarbeiterin Frauke Rüdebusch. Aber vielen sei nicht richtig bewusst, dass die Söhne und Töchter auch als Erwachsene mit diesem Vornamen leben müssten.
In ihren Gutachten lehnt die Gesellschaft immer wieder Namen ab, 2016 zum Beispiel Shaggy, Urmel, Ferrari oder Bandito. In der überwiegenden Zahl der Fälle folgten die Standesämter dem Urteil der Sprachforscher, sagt Ewels.
Doch woher kommt der Wunsch nach einem exotischen Namen? „Das Kind ist für seine Eltern etwas ganz Besonderes - vielleicht soll sich dies auch im Namen widerspiegeln“, sagt Rüdebusch. GfdS-Geschäftsführerin Ewels gibt jedoch zu Bedenken: „Kinder wollen meist nicht auffallen.“
Prof. Jürgen Udolph vom „Zentrum für Namensforschung“ in Leipzig sieht manchen ungewöhnlichen Namen „nahe an der Kindesmisshandlung“. Denn es drohten schlimme Hänseleien. „Wenn ein Kind mit solch einem bescheuerten Namen in die Schule kommt, ist das nicht immer lustig“, warnt Udolph.
Die Argumente der Sprach-Experten treffen bei den Eltern mal mehr, und mal weniger auf offene Ohren. Beispielsweise gab es den Wunsch, die Tochter „Prim“ zu nennen, wie Rüdebusch erzählt. Den Einwand, dieser Name könnte womöglich mit dem negativ besetzten Begriff „primitiv“ assoziiert werden, hätten die Eltern gelten lassen. Rüdebusch schlug „Primrose“ vor, den englischen Begriff für „Schlüsselblume“.
Kinder mit geläufigen Vornamen haben nicht automatisch zahlreiche Namensvettern im Kindergarten. Selbst Marie hat an allen vergebenen weiblichen Vornamen 2016 nur einen Anteil von 2,77 Prozent, Elias kommt bei den männlichen Vornamen auf 1,42 Prozent.
Eine Gemeinsamkeit hat Prof. Udolph bei vielen beliebten Namen entdeckt: „Deutsche Eltern wählen ihn nach dem Klang, wichtig sind viele Vokale.“ Ob alle in der Familie mit einem Namen dauerhaft glücklich sind, ist nach den Worten des Experten fraglich. Studien aus England beispielsweise hätten gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Elternpaare schon nach einem Jahr mit der Namenswahl für ihr Baby unzufrieden gewesen seien.