Muttertag: Schöne Tradition oder ausgedientes Klischee?
Fürth (dpa/tmn) - Ob ein Strauß Blumen oder mal im Haushalt helfen: Am Muttertag (10. Mai) wollen viele Kinder ihre Mutter ehren und sich bei ihr bedanken. Doch sollte man den Muttertag überhaupt feiern?
Fürth (dpa/tmn) - Ob ein Strauß Blumen oder mal im Haushalt helfen: Am Muttertag (10. Mai) wollen viele Kinder ihre Mutter ehren und sich bei ihr bedanken. Doch sollte man den Muttertag überhaupt feiern?
Gegner finden, der Tag bediene ausgediente Rollenklischees. Befürworter argumentieren, es sei eine schöne Familientradition. „Jede Familie muss individuell schauen, ob sie den Tag feiert“, sagt Andreas Engel von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Einige Argumente, die dafür und dagegen sprechen:
Pro:
Besonders kleine Kinder freuen sich, an diesem Tag ihrer Mutter etwas Gutes zu tun. „Der Tag kann ein Ausdruck kindlicher Bindung an die Mutter sein“, sagt Engel. Für die Kleinen trifft der Tag mitten ins Herz: Sie zeigen ihrer Mutter, wie gern sie sie haben und sind glücklich, wenn Mama sich freut. Vielen Kindern macht es Freude, etwas zu basteln und dann zu verschenken. „Kinder gehen ganz offen und naiv auf diesen Tag zu“, erklärt Engel. Auch wenn sie eigentlich wegen etwas sauer auf die Mutter sind, vergessen sie das an diesem Tag.
Wer sich an der Kommerzialisierung des Tages durch die Blumenhändler stört, kann den Muttertag zum Beispiel für einen gemeinsamen Familienausflug nutzen. „Dann hat der Tag etwas, das die ganze Familie berührt und wird zum Gemeinschaftserlebnis“, erklärt Engel. Das schafft schöne Erinnerung für alle. Außerdem ist es etwas, das besonders ältere Kinder anspricht, die vielleicht nicht mehr so gern basteln oder ihr Taschengeld nicht für Geschenke oder Blumen ausgeben möchten.
Kontra:
Die Idealisierung der Mutter an diesem Tag hat mit der Realität nichts zu tun, sagt Engel. „Frauen werden auf die Mutterrolle reduziert - das ist ein ganz konservatives Weltbild.“ Außerdem muss man sich fragen: Ist es wirklich sinnvoll, die Mutter an diesem einen Tag im Jahr ins Zentrum zu stellen? Wäre es nicht besser, sie das ganze Jahr über zu würdigen? „Wenn die Mutter an einem Tag so überhöht wird, ist das vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass ihre Arbeit im Alltag mit Füßen getreten wird.“ Interessant ist auch der Vergleich mit dem Vatertag: Üblicherweise ziehen hier Männer mit reichlich Alkohol durch die Lande. „Das sind schon zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen“, sagt Engel.
Wenn Eltern den Muttertag in der Familie nicht feiern möchten, sollten sie ihren Kindern die Gründe dafür erklären und deutlich machen, was sie stört. „Gerade bei kleineren Kindern ist das natürlich nicht leicht, weil sie das möglicherweise gar nicht verstehen“, sagt Engel. Wenn dann etwa im Kindergarten noch gemeinsam für den Muttertag gebastelt wird, ist es umso schwieriger. „Es ist gut, wenn in der Familie eine innere Distanz zu dem Tag geschaffen wird.“ So können Eltern ihm eine neue Bedeutung geben - weg von dem, was sie eigentlich daran stört. Der Muttertag kann etwa einfach zum Familientag werden.