Pink, Ponys, Fleiß - Was ist wirklich „typisch Mädchen“?
Berlin (dpa) - Wissen zum Welt-Mädchentag: Warum lieben Mädchen Pink und Ponys? Können Eltern beeinflussen, ob sie ein richtig „typisches Girly“ haben und sind Mädchen wirklich besser in der Schule?
Berlin (dpa) - Wissen zum Welt-Mädchentag: Warum lieben Mädchen Pink und Ponys? Können Eltern beeinflussen, ob sie ein richtig „typisches Girly“ haben und sind Mädchen wirklich besser in der Schule?
Am Samstag (11. Oktober) begehen die Vereinten Nationen den jährlichen Welt-Mädchentag. Der hat einen ernsten Hintergrund - wird er noch immer gebraucht und woher kommen eigentlich die typischen Mädchen-Klischees?
Mögen Mädchen wirklich Ponys und Pferde so gern? Und wenn ja, warum?
„Kinder haben ein Bedürfnis, das zu mögen, was das gleiche Geschlecht mag“, sagt Ursula Kessels, Professorin für Bildungsforschung an der Freien Universität Berlin. „Vor der Erfindung des Autos waren Pferde etwas sehr männliches. Reiten galt als maskulin, wild, schnell.“
Kaum gab es Autos, waren Pferde nicht mehr so etwas Besonderes. Autos wurden männlich, Pferde blieben für die Frau. Die Gesellschaft lebe so etwas vor, sagt Kessels. So würden schon kleine Mädchen in der Abteilung für Kinderkleidung ständig mit Pferdemotiven konfrontiert und gelockt.
Sind Farben wie Pink und Rosa typisch Mädchen?
Auch das ist der gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet. „Vor etwa hundert Jahren war es noch genau umgekehrt, da war Rosa eine Jungenfarbe“, sagt Kessels. Blau hingegen galt um das 19. Jahrhundert herum als Mädchenfarbe. Der Grund: Das Gewand Marias wurde auf Gemälden meistens blau dargestellt. Warum sich das geändert hat, ist nicht ganz klar.
Können Eltern beeinflussen, wenn sie nicht möchten, dass ihre Tochter ein rosaliebendes Girly wird?
Nicht direkt. „Besonders im Kindergartenalter identifizieren sich Kinder stark mit der eigenen Geschlechtsgruppe“, sagt Kessels. Sie denken: Nur, wenn ich mich ganz Mädchen-typisch verhalte, bin ich auch ein echtes Mädchen.
Zu erkennen, dass es auch Ausnahmen von der Regel gebe, sei eine kognitive Entwicklung, die meist erst in der Grundschule einsetze, sagt die Expertin. Dann wollten manche Mädchen plötzlich mehr wie ein Junge sein, sich so kleiden, Fußball spielen, die Haare kurz tragen. „Da sieht man den Statusunterschied, den es noch immer gibt“, sagt Kessels. „Mädchen eifern Jungen nach, umgekehrt ist das nicht so akzeptiert.“
Sind Mädchen wirklich besser in der Schule als Jungen?
Das stimme im Schnitt tatsächlich, sagt Expertin Kessels. Das heiße aber nicht, dass sie auch klüger sind als Jungen. „Mädchen haben schon im Vorschulalter beträchtliche Vorteile im Bereich der Selbstregulation.“ Sie seien also einfach besser in der Lage, ihr Wissen und ihre Intelligenz in gute Noten umzusetzen.
Warum sind Mädchen in der Pubertät nicht so waghalsig wie Jungen?
Ganz sicher ist das noch nicht. Gehirnforscher vermuten aber, dass sich bei Mädchen die Verbindungen zwischen dem Frontallappen und anderen Gehirnarealen früher entwickeln als bei Jungen. Und der Frontallappen steht für Vernunft, er will unkontrollierte Impulse verhindern.
Warum gibt es eigentlich einen Welt-Mädchentag?
Mit dem Welt-Mädchentag wollen die Vereinten Nationen jährlich am 11. Oktober darauf aufmerksam machen, dass Mädchen in vielen Gebieten der Welt noch immer stark benachteiligt werden. Die Kinderhilfsorganisation „Plan International“ hat dazu Zahlen und Fakten zusammengetragen.
Demnach gehen weltweit 65 Millionen Mädchen nicht zur Schule. 14 Millionen Mädchen unter 18 Jahren werden jedes Jahr verheiratet und in einigen Ländern werden weibliche Ungeborene noch immer abgetrieben - und das nur, weil sie Mädchen sind.